31 Argentinien Teil 2 "Cuarenta
Nach Feuerland... wo alle Strassen enden
4667 Km Ruta 40 ( Cuarenta) Reiseroute: Argentinien: Von Salta, entlang der Nationalstrasse R40 Bis Ushuaia auf Feuerland
Einreise: KFZ Versicherung notwendig für: Argentina, Chile, Bolivien, Uruguay Paraguay, Brasilien. (Im Pack erhältlich) 1 Jahr ca. 340.- € (Am günstigsten war die "Liberty Seguros) in jeder größeren Stadt zu finden. Aufenthaltsdauer: 28.12.06 - 28.03.07 dann mit neuem Einreisestempel weitere 3 Monate, Abstecher nach Paraguay, wieder weitere 3 Monate Sprache: Amtssprache Spanisch
Zahlungsmittel:
1€ = 4,05 ARS (Stand 30.3.07) 1 US$ = 3.05ARS KM Stand bei Abreise Mendoza: 128.675 Km KM Stand in Ushuaia (Feuerland): 134.230 Km Gefahrene Km seit Beginn unserer Weltreise:1 06.253 Km Dieselpreis im Süden Patagoniens: 1.32 ARS 1 Ltr. = 0,33.- € (Moulas Budget freut's) Benzin /Super: 1.38 / 1.45 0,34.- / 0,36.-€ Unter Globetrottern ist sie schon längst eine Legende, die Ruta 40, oder auch "Cuarenta" genannt. Sie ist die legendäre Pionierstrasse, die im äußersten Norden Argentiniens, im Grenzbereich zu Bolivien, beginnt. Sie verbindet Abra Pampa, das "Tor zur Puna" in der Provinz Jujuy, mit Punto Loyola bei Rio Gallegos, das liegt ganz im Süden der Provinz Santa Cruz in Patagonien. Dabei durchzieht die Ruta Cuarenta über 30 Breitengrade von Nord nach Süd auf einer Länge von 4667 Km. Dies entspricht einer Strecke von Hamburg bis in die Sahelzone von Mali in Afrika. Die Streckenweise gut asphaltierte, teilweise löchrige und sehr ruppige Piste der Ruta Cuarenta schlängelt sich am östlichen Rand der Südanden bis in eine Höhe von 5000 Meter entlang. (Allrad an manchen Stellen, in bestimmten Jahreszeiten von Vorteil). Nur wer sie unter seinen Rädern hatte, war wirklich im tiefen Südamerika. Wie es uns auf dem ersten Streckenabschnitt, von Salta bis Mendoza, ergangen ist, haben wir im vorgehenden Bericht geschildert. Über die lange Reise nach Feuerland, wo alle Strassen enden. berichten wir nun in diesem 2. Teil.
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Mo. 03.01.07 - Mi. 10.01.07
Von Mendoza in die "Argentinische Schweiz"
Der Landstrich im Nordwesten der Provinz Mendoza, beeindruckte uns durch seine Gegensätze. Wir durchfuhren tiefe Schluchten, vorbei an schneebedeckten Sechstausender, holperten durch staubige und kaum bewohnte Dörfer. Sie bestanden meist nur aus wenigen Lehmhäusern, daneben standen die einst prunkvollen und heute verkommenen alten Kolonialbauten. Mendoza, die geschichtsträchtige Winzer-Hauptstadt besticht durch seine idyllische Lage zwischen bewässerten Weinbergen und schattigen Platanenallen. Fast alle Strassen der Stadt sind von Bäumen eingesäumt. Ein gut funktionierendes Oberleitungs- Bussystem sorgt für einen reibungslosen Personentransport durch die Stadtbezirke. Wir blieben einige Tage auf einem Campingplatz und lernten sehr nette Reisende und Einheimische kennen.Im Kolonialen Stiel, die Banco National in Mendoza, .
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Do. 11.01.07
Es ist Halbzeit
Seit 3 Jahren sind wir auf unserem Weg "Lebenstraum Weltreise" unterwegs und haben dabei 102 000 Km mit unserem Moula Moula "Casa Rotante" zurückgelegt. Ob wir es in der 2. Halbzeit bis in unsere Heimat schaffen, wissen wir noch nicht, doch so manches "Fußballspiel" wurde erst in der Verlängerung so richtig spannend. Der Zonda, ein heißer Westwind, der im Januar, im hiesigen Sommer, über die einsame monotone Kurzgras-Pampa fegt und weite Flächen zur Halbwüste ausdorren lässt, erreichte in der Mittagszeit 38° Grad. Nur noch anspruchslose Pflanzen wie Kakteen und Dornensträucher erhoben sich in der weiten Ebene. Die Asphaltstrasse wurde immer löcheriger und nach dem kleinen verlassenen Ort Pareditas, schlugen wieder Schottersteine an unseren Fahrzeugboden
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Fr. 12.01.07 - Do. 18.01.07
Patagonien, die Heimat des Windes.
Schon der Name Patagonien weckt Fernweh und Sehnsucht, bewegt Fantasien und Träume. Ein unverwechselbarer Mythos liegt über einer wilden, fantastischen, wie bedrückenden Landschaft. Südlich des 38. Breitengrades beginnt Patagonien und besteht aus den Provinzen Neuquén, Río Negro, Chubut, und Santa Cruz. Die, außerhalb der Touristenorte, fast menschenleere Landschaft im Süden Argentiniens ist mehr als 2 Mal so groß wie Deutschland.
Bevor wir aber in die einsame Steppenlandschaft Patagoniens kamen, führte uns die Ruta 40 zuerst in das Touristengebiet der Die Eiszeitgletscher haben bei der landschaftlichen Gestaltung zwischen "San Martin de los Andes" und San Carlos de Bariloche, am Westrand der Kordilleren, eine Kette von malerischen Seen hinterlassen, die einen Vergleich mit den schweizerischen Alpenrandseen nahe bringen. Ganz im Gegensatz zu den vulkanfreien Alpen, sind die freistehenden Gipfel dieser Gebirgskette schlafende Vulkane, die ihre Aktivitäten noch lange nicht abgeschlossen haben.
Friedlich grasende Milchkühe auf saftigen grünen Almweiden, bewaldete Berge und malerische Seen wollen eigentlich nicht so recht ins Bild vom rauen Land im Süden dieses Kontinents passen. Landschaftlich sicherlich eine schöne Gegend für Argentinier, aber nichts für uns Weltenbummler aus dem Schwabenland. Statt reiner Luft atmeten wir den Staub, von -zig Pkws, die auf einer Erdpiste vor uns fuhren, ein. Eine staubfreie Zone gab's eigentlich nur an den Aussichtspunkten. Hotels und Anlagen mit den Namen "Edelweiß, Enzian und Gletscherblick sind Alpenherbergen, wie es sich die Argentinier, in der Schweiz vorstellen. Uferbereiche sind meist eingezäunt in denen Ferienhäuschen mit Seeblick stehen, diesen Anblick haben wir zuhause auch. Das Schweizer Original ist uns lieber, fühlten uns an diesem Ort überhaupt nicht wohl und reisten weiter. Südlich des Ferienortes El Bolson, beginnt die Provinz Chubut. Im wunderschönen Seengebiet des Nationalparks "Lago Puelo los Alerces" besitzen Filmstars wie Silvester Stallone groß angelegte und abgeschirmte Estancias. Auf staubiger Erdpiste verlassen wir die windgeschützten Täler. Ein gewaltiger stürmischer Wind pfiff uns von Süden entgegen, Patagonien hatte uns fest im Griff. Kurz vor Perito Moreno, passierte an unserem Fahrzeug ein ernsthaftes Problem. Federbruch an der linken Hinterachse. Ersatz gab's nur in dem 170 Km entfernten Ort Las Heras. Mit einer provisorisch zusammengeflanschten Hauptfeder brauchten wir für diesen Streckenabschnitt auf der asphaltierten Ruta 43 einen halben Tag. In der unendlichen Weite nach Osten begegneten uns einzelne Autos im Stundentakt, Ortschaften und Menschen sucht man hier vergebens, dafür gab es Schafe, Schafe, Schafe. Weit verstreut in der wüstenhaften Landschaft bewegten sich die Erdöl Förderpumpen in monotoner Gleichförmigkeit auf und ab. Je näher wir an unser Ziel kamen, desto zahlreicher wurden sie. Argentinien versorgt sich selbst mit seinem Energiebedarf an Erdöl und Erdgas. Gegen 17°° Uhr Nachmittags fanden wir dann die Werkstätte, in der wir passende Federn vorfanden. Beide Federpakete wurden ausgebaut und jeweils die Hauptfeder ersetzt. Gegen 23°° Uhr konnten wir dann auf dem sicheren Firmengelände übernachten und am nächsten Morgen die Fahrt auf der Ruta 40 wieder aufnehmen. Moula Moula bekommt ein neues Federpaar verpasst. Das Seengebiet in der argentinischen Schweiz
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Fr. 19.01.07 - Mi. 24.01.07
Zu den Höhlen der Hände
Auf der staubigen Fahrt zu den etwa 100 Km südlich von Perito Moreno gelegenen "Cuevas de los Manos", das sind die Höhlen der Hände, kreuzte eine Herde der scheuen Guanakos unseren Weg. Sie gehören zu der Familie der Kamele, sind aber wesentlich kleiner und besitzen keine Fetthöcker. Im buschigen Gelände konnte ich mich mit der Kamera bis auf 50 Meter nähern. Vor Jahrhunderten soll es viele Millionen dieser wilden Vorfahren von Lamas und Alpakas in Südamerika gegeben haben, doch seit Viehzüchter das Land in Besitz nahmen und die Guanakos erfolgten, sind sie aus 60 % ihres ursprünglich verbreiteten Gebietes verschwunden und ihr Bestand in Argentinien nimmt weiter ab. Fährt man die Höhlen von Norden an, durchwandert man über einen steil abfallenden Schotterweg die Schlucht des Rio Pinturas, bis man nach etwa 2 Km den Eingang erreicht.
Unterhalb der Steilwände, hinterließen die indianischen Ureinwohner vor 10.000 Jahren, unter geschützten Felsüberhängen, zahlreiche Malereien von Tieren, Jagdszenen und vor allem Negativabdrucke von Händen, die zu den ältesten menschlichen Zeugnissen in Südamerika gehören. Vergleicht man alte Aufnahmen mit den heutigen, so sind leider bei der Erforschung der Höhlen, neben den alten, wertvollen Abbildungen, die besonders leuchtstarken Darstellungen neue hinzugekommen. In der Cueva de los Manos (Höhle der Hände) Kaum liegt das Tal der prähistorischen Felszeichnungen hinter uns, bläst uns über einer flachen und eintönigen Landschaft wieder ein stürmischer Wind entgegen. Auch in den folgenden Tagen zerrten die gewaltigen Luftmassen an unserem Fahrzeug. Je weiter wir in den Süden Patagoniens fuhren, desto rauer wurden die Naturgewalten. |
Do. 25.01.07 - Mo. 29.01.07
Zum Monte Fitz Roy
In den nächsten Tagen folgten einige hundert Kilometer ruppigster Schotterwege. Faustgroße, scharfkantige Steine, Wellblechpisten und starke Seitenwinde verlangten konzentriertes Fahren. An Unterhaltung war nicht zu denken, sie beschränkte sich auf das Wesentlichste. Erst kurz vor dem türkiesfarbenen Gletschersee Lago Viedma, wurde es wieder ruhiger. Auf einer 95 Km langen, asphaltierten Stichstrasse, steuerten wir bei klarem Wetter auf die fantastische Silhouette der steilen Granitwände um den Fitz Roy zu. Rechts der unverwechselbare Fitz Roy, links der Granitturm Torre Egger, unter Alpinisten die schönsten und schwierigsten Berge der Welt. El Chaltén, das kleine staubige Bergdorf am Ende der Strasse ist, unter den ehrgeizigsten Bergsteiger der Welt, Ausgangspunkt für ihren Gipfelsturm auf die Wahrzeichen Patagoniens. Unter Alpinisten gilt der 3405 m hohe Fitz Roy als einer der schönsten und schwierigsten Berge der Welt. Reinhold Messner ist auch, wie viele andere, an der Besteigung dieses gewaltigen, windumtosten Granitfelsens gescheitert.
In der Hauptsaison, Dezember und Januar, fallen die Touristen in Scharen aus Europa ein, die von hier aus den Mythos Patagoniens auf Trekking-Touren entdecken wollen. Hotels und Backpacker Unterkünfte sind dann restlos belegt, wer im Voraus nicht gebucht hat, bekommt vielleicht noch eine Privatunterkunft, oder einen Zeltplatz. Über eine Bleibe für die nächsten Tage mussten wir uns keine Gedanken machen, denn vor dem Ort gab es einen kostenlosen, einfachen Camping-Stellplatz. Überraschend trafen wir Marion und Walter mit ihren beiden Hunden Whisky und Eros, die wir in Afrika, am Malawisee kennen gelernt haben. Sabine und Michael, denen wir in Peru (Cuzco) begegneten gesellten sich hinzu. Als dann noch Brigitte und Edy, unsere langjährigen Schweizer Freunde eintrafen, war für eine gesellige Unterhaltung gesorgt. Walters heißer Idee, unter einem kühlen und klaren Sternenhimmel einen Glühweinabend zu veranstalten, sind wir natürlich alle gerne gefolgt. Es war ein schöner Abend. Auch mit Brigitte und Burkhard (Burk) aus Pliezhausen (Reutlingen), die wir in Salta getroffen haben, hatten wir ein Wiedersehen. Am nächsten Morgen erwachte ich schon in der Morgendämmerung. Gespannt auf den kommenden Sonnenaufgang brachte ich Stativ, Kameras und meine Digi in Position. Das Warten dauerte nicht lange.
Die ersten Sonnenstrahlen berührten die Berggipfel und projizierten an die gewaltigen Granit- Felswände ein unnatürliches, rotes Farbenspiel. Dabei blieb die Hügelkette im Vordergrund im dunklen Lichtschatten. Je höher die Sonne stieg, desto blasser wurden die Farben, bis eine Wolkenfront das Szenario kurzfristig beendete. Ein heftiger Wind kam auf, dem ein kräftiger Regen folgte. Leider hielt der Tag nicht, was der wunderschöne Sonnenaufgang versprochen hatte. Erst gegen Nachmittag löste sich die Wolkendecke wieder etwas auf. Wir entschlossen uns, dem kleinen Ort el Chaltén einen Besuch abzustatten. Mit seinen kleinen Restaurants und Geschäften, Souvenirläden, Internet Cafes und Touren-Guide-Büros versprühte er bei unserem Rundgang eine Art Goldgräberstimmung. Einige Wandergruppen mit Rucksäcken zogen los, und wollten gegen Abend auf einem der bergnahen Campingplätze Quartier beziehen, um am nächsten Morgen dem Naturschauspiel der Farben näher zu sein. Unsere kleine Wetterstation in unserem Fahrzeug zeigte auf Hoch, ein Grund mehr, meinen Rucksack ebenfalls zu packen. Am nächsten Tag startete ich schon eine Stunde vor Sonnenaufgang zu einer 25 Km lange Film-Wandertour zum Lago Torre und zum Lago de los Tres. Dabei hatte ich mit dem Wetter Glück, das Bergmassiv zeigte sich unter einem fast leergefegten Himmel, der die Farben der Landschaft in einem wunderbaren Wechsel des Sonnenlichts leuchten ließ. Der Wanderweg führte durch eine urige Waldlandschaft und eine Art von Hochmoor. Stundenlang lief ich ohne jemandem zu begegnen, entlang an kristallklaren Bächen, Moorblumen, Strauchbeeren und abgestorbenen Bäumen. Diese einmalige und gewaltige Bergkulisse ließ mich immer wieder innehalten und staunen. Ein wunderschöner Tag ging zu Ende und bei eintreffender Dunkelheit erreichte ich wieder unser Camp.
Nachdem wir uns noch einen Tag mit "Nichtstun" beschäftigten, ging es für uns weiter nach Süden, dort befindet sich, nur eine Tagesfahrt entfernt, ein weiteres Highlight in der Weite Patagoniens. |
Di. 30.01.07 - So. 04.02.07
Ein Landschaftlicher Höhepunkt auf der Ruta Cuarenta ist zweifelslos das Gletschergebiet um den Lago Argentino. Zum Monte Fitz Roy
Position S: 50. 28. 137 W: 073. 01. 787 Calafate, der Touristenort am Lago Argentino, um den weder Pauschalreisende, noch Rucksacktouristen und Bergsteiger herumkommen, liegt außerhalb des Nationalparks Los Glaciares. Wir versorgten uns mit den notwendigen Lebensmitteln und zogen uns für die nächsten 4 Tage in die fantastische Gletscherwelt zurück. Dieser unglaublich schöne Nationalpark liegt etwa 80 Km westlich von Calafate.
Sein Hauptbestandteil ist eine riesige Eisdecke, gespeist aus 13 Gletschern, die die Region auf einer Länge von 480 Km und einer Breite zwischen 40 und 60 Km überziehen. Damit ist dieses Gletschergebiet die Größte kontinentale Eisfläche der Welt und wurde 1981 von der Unesco - zum "Naturerbe der Menschheit" erklärt. In einer breiten Front von 4 Km schiebt sich der Perito-Moreno Gletscher unaufhörlich, bis zu einem Meter pro Tag, in den Lago Argentino vor. An dieser Stelle zeigt Patagonien wieder einmal seine grandiose Maßlosigkeit. Überall in der Welt befinden sich die Gletscher auf dem Rückzug, nur nicht in dieser Region. Ständig hörte es sich an, als wenn Querschläger von Gewehrkugeln durch die Eisberge peitschten, das waren fortwährende Eisrisse, die bei der Vorwärtsbewegung entstanden sind. Das Wetter zeigte all seine Launen, es war ein ständiger Wechsel von Sonnenschein und Regen, vermischt mit einem heftigen kalten Wind, der vom Gletscher her wehte. Rita kam nur kurz den Steg heruntergelaufen, sah wie einige große Eisbrocken an der rechten Eiswand mit lautem Knall abbrachen und ging wieder zurück zum Fahrzeug, um eine Erkältung auszukurieren. In der Hoffnung, dass ein gewaltiger Eisturm abbrechen könnte, wartete ich fast den ganzen Tag, dann war es soweit. Ein fantastisches Naturschauspiel begann, als sich zuerst einige kleinere Eislawinen krachend lösten, stürzte eine 70 Meter hohe Eiswand mit einem gewaltigen Getöse in sich zusammen und versank im See, nach kurzer Zeit tauchten riesige Eisbrocken wieder auf, drehten sich in Zeitlupe um ihre eigene Achse, bis sie ihre schwimmende Endposition gefunden hatten und trieben ab.
Alle 3-4 Jahre verursacht der keilförmige Gletschervorstoß eine Abtrennung des Sees. Nach und nach bilden die Eisabbrüche einen Damm, der den Abfluss des Wassers aus dem Lago Argentino verhindert. Wie eine gewaltige Staumauer hält die Eismasse das Wasser zurück, dabei steigt der Wasserpegel auf einer Seite bis zu 30 Meter.
Wenn unter dem Druck der Wassermassen die Eisbarriere bricht, entsteht ein einmaliges und eindrucksvolles Naturschauspiel, das La ruptura (der Bruch) genannt wird. |
Mo. 05.02.07 - Mi. 07.02.07
Zu Gast auf einer patagonischen Estancia
So wie die menschliche Besiedelung unterhalb des 50. Breitengrades abgenommen hat, so nahm die der Schafe zu. Dieser gottverlassene Landstrich im südlichen Patagonien gibt nur noch den anspruchlosen Schafen zwischen dornigen Sträuchern genügend Nahrung. Nicht selten kündigen sich Orkane an, für die die Breitengrade der "brüllenden Vierziger" und "kreischenden Fünfziger" berüchtigt sind. Lange Schatten in Patagoniens Weite und Einsamkeit Gauchos streiften auf ihren Pferden durch die endlose Steppenlandschaft. Wir hielten an, befragten sie, wohin sie mit ihrer Herde ziehen. Sie deuteten nach Süden, dort liegt in einer Entfernung von etwa 30 Km die Estancia "Glencross". "Mañana, mañana, Kommt doch morgen vorbei", rief uns ein Peon zu, "die Estancia ist leicht zu finden, immer den Weg entlang". Wir nahmen gerne die Einladung an, suchten uns noch für die heutige Nacht am Grenzbereich zu Chile einen Stellplatz und bekamen auch gleich Besuch von 3 berittenen Grenzpolizisten. Überaus freundlich begrüßten sie uns, freuten sich über ein "Cerveza Quilmes" wünschten uns "Buenas noches" und zogen wieder in die weite Einsamkeit. Sporen an kurzen Schaftstiefeln eines Peon. Als durchreisende Besucher, fiel uns kaum auf, dass wir uns in einem der größten Hauptschafzuchtgebiete der Welt befanden. Auf 2 Millionen menschliche Bewohner Patagoniens (2x die Fläche Deutschlands) entfallen 15 Millionen Schafe. Die Strauch- und Grassteppe der südpatagonischen Mesetas erschien uns so leer, unberührt und einsam wie kaum ein anderes Land dieser Erde. Die Hunderttausende, auf der Futtersuche verstreuten Tiere, verloren sich in der Weite der Landschaft. Beim Näherkommen an die Estancia sahen wir hinter weiß gestrichenen Zäunen eine Ansammlung von Pappeln und Hecken, eine Radioantenne und dann einzelnen Gebäude. Etwas abseits lag das "Casa Grande", das Herrenhaus. Hier residierte der Estanciero Don Juan, wenn er sich nicht gerade in Buenos Aires aufhält. Zusammen mit seinem Sohn verbrachte er 3 arbeitsreiche Sommermonate auf seinem Besitz. In der anderen Zeit übergibt er die Administrationsarbeiten seinem Verwalter, einem Mayordomo. Wir schilderten ihm unser Anliegen, dass wir die verschiedenen Arbeiten auf seiner Estancia mit Foto- und Videokamera gerne begleiten möchten. Bereitwillig erzählte er uns, dass seine Eltern aus Schottland ausgewandert sind und in den 50 ziger Jahren dieses Land erworben haben. Von den Falklandinseln erhielten sie, ebenfalls von Schotten, die ersten Schafe und züchteten mit großem Erfolg eine neue Rasse, die Cormo Argentinos. Zwischenzeitlich besitzt Don Juan 120 000 ha Land, das sind 1200 Km², oder 40 x 30 Kilometer worauf in guten Jahren etwa 60 000 Schafe weiden. "Ihr könnt euch frei bewegen und wenn ihr Fragen habt, dann kommt zu mir, oder geht zu meinem Sohn Felipe, der spricht ebenfalls englisch." So verabschiedete sich Don Juan für die nächsten Stunden und ging zurück in sein Herrenhaus. Die Staubwolke hinter einer Bodenwelle kündigte die Ankunft der vielköpfigen Schafsherde an, denen wir gestern begegneten. Nun galt es, die jungen Tiere nach Alter und Geschlecht zu trennen. Dabei erhielten die jungen Lämmer ihre erste Schutzimpfung und eine Ohrmarkierung, indem ihnen eine Kerbe ins Ohr gezwickt wurde. Abschnitt des Lämmerschwanzes Den Jungtieren wurden dabei, wegen hygienischen Gründen, die Lämmerschwänze abgeschnitten. Fast alle jungen Schafböcke verloren auch ihre Männlichkeit, nur 3 Prozent wurden nicht kastriert. Diese wenigen Auserwählten genügten, um die Fortpflanzung der Herde sicherzustellen.
Werfen wir einmal einen Blick in eine patagonische Schafschur: Vorher… Beim Betreten des Galpon, dröhnte uns ein mächtiger Dieselmotor entgegen. Hier schlägt das Herz der Estancia. An seiner Transmissionswelle hatten ein Dutzend Scherer ihre Scherapparate angeschlossen, die pausenlos surrten und klapperten. Dafür reiste eigens eine Mannschaft aus dem Norden an, es sind Saisonarbeiter, ein Gaucho würde niemals zur Schurschere greifen. Schwer hing der Geruch von Diesel, Wolle, Staub und Schweiß in der Luft. Die Scherer griffen sich die Schafe, die sich ängstlich in den Pferchen drängten bei den Hinterbeinen und führten sie an ihren Schurplatz. Im Akkord kann einer täglich etwa 200 Schafe um je vier bis fünf Kg Wolle erleichtern. Mit langen, sicher geführten Zügen des Scherapparates, der aussah wie eine etwas überdimensionierte Haarschneidemaschine, befreite der Scherer das entsetzt dreinschauende Schaf von seinem Rücken- und Bauchvlies und scherte ihm auch noch Kopf und Beine.
Dabei ging nicht selten der Schnitt der Maschine auch etwas ins Fleisch, und das dünne Fell, das nach dem Scheren zurückblieb, färbte sich rot.
In der Zwischenzeit hat sich der Scherer ein neues "Wollknäuel" geschnappt und ein Helfer das zusammenhängende Wollvlies zum Sortiertisch gebracht, auf dem die Wolle klassifiziert wurde. Eine große Presse drückte die Wolle zu 200 Kg schweren Ballen zusammen, die dann auf Lkws geladen und zum Hafen Rio Gallegos gebracht wurden. Exportiert wird hauptsächlich nach Russland, Asien und Europa. Die Vorarbeiter und Schäfer, das Stammpersonal der Estancia, leben mit ihren Familien in eigenen kleinen Häusern. Für die Peonen und Wanderarbeiter sind Sammelunterkünfte eingerichtet. Diese Estancia wirkt schon wie ein Dorf. Es gibt eine Bäckerei und eine Metzgerei, einen Hufschmied und eine Gerberei, einen Friseur, Garagen, Geräteschuppen, ein Postamt, eine Schule mit Kindergarten und eine kleine Kirche. Für das leibliche Wohl sorgt Maria, Frau des Vorarbeiters Don Emilio, sie ist von Indianischer Abstammung und eine vorzügliche Cocinera. Zu einer schlanken Köchin hätte man in Patagonien kein Vertrauen. Sie schlägt mit einer dicken Eisenstange gegen eine hängende Autofelge und erzeugt so das Lieblingsgeräusch der Peonen: Essenszeit, auf in die Kantine zu den Fleischtöpfen Patagoniens: "was gibt es heute? Hammel?" Hat es das nicht schon gestern gegeben?
Maria und Don Emilio, zeigten uns Bilder Ihres Sohnes, dem sie es ermöglichten, in Buenos Aires zu studieren. Auch wenn man den Hammel in noch so vielen Variationen zubereitet, ist die Verpflegung etwas einseitig. Trotzdem liebt der Gaucho sein Hammelfleich, besonders als "Asado", am Spieß über offenem Feuer gebraten. Ein Vegetarier könnte in diesem Land, wo das Gemüse von weit hergebracht werden muss, glatt verhungern. Was währe ein Schäfer ohne seine Hunde, beim zusammentreiben der großen Schafherden sind die robusten schottischen Schäferhunde in dem unübersichtlichen Gelände die besten Helfer.
Die aufmerksamen Hirtenhunde rennen unablässig um die Herde, kein Schaf hat die Chance, auszubüchsen oder sich zu verdrücken. Das Kläffen der Hunde und Zerren an den Ketten, kündigte neue Aktivitäten an. Schon am frühen Morgen, nach dem Mate Trunk, sattelten die Peons und Schäfer wieder ihre Pferde wie an so vielen Tagen in der Schurzeit. Sie verließen die geschützte Estancia und zogen in das weite, einsame Weideland um eine neue Schafsherde zusammenzutreiben, für die nächste Schur. Patagonien ist Schafland, endloses Land. Wer hier lebt der ist nicht einsam - der will es sein. Diese zwei Tage waren für uns sehr beeindruckend, nicht nur der Schafe wegen, sonder auch, wie wir die Gastfreundschaft, trotz sprachlichen Differenzen, in einer fast menschenleeren Gegend erleben durften. Mit einem halben Hammel als Gastgeschenk, verließen wir dankend die Estancia "Glencross" in Richtung Feuerland.
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Do. 08.02.07
Ans Ende der Cuarenta
Nach den letzten 170 Km Rüttelpiste nahm die Ruta 40 vor Rio Gallegos nochmals einen merkwürdigen Verlauf. Sie wurde am Ende neu trassiert und ging in die Ruta 3 über, die von Buenos Aires nach Feuerland führte. Erst 11 Km südlich von Rio Gallegos verließen wir die Ruta 3, bogen kurz nach der Polizeikontrolle links ab und befanden uns wieder auf der 40er, das letzte Stück auf Finalem Kurs.
Nach 26 Km, am Ende der Hafenanlage von Punta Loyola, "strandet" die legendäre und längste Fernstrasse Südamerikas nach 4667 Km buchstäblich im Ufersand des Atlantiks mit einer ganz besonderen Überraschung. An diesem Endpunkt: S: 51.37.679 W: 068.57.731 strandete auch 1910 der Britische Segelschiff-Frachter "Kantly", unfreiwillig. Sein stählerner Rumpf rostet seit dieser Zeit vor sich hin und bot nur noch einigen Seevögeln Schutz, vor den extremen, stürmischen Winden, am südlichsten Ende Patagoniens. Nachdenklich stieg ich über die noch gut erhaltenen Eisenspanten im inneren des einst stolzen Seglers.
Die verrostete Ankerwinde, Steigleitern und die gewaltigen, krumm gebogenen, eisernen Schafte für die Segelmasten ließen in mir Segelromantik aufkommen. Geschützt, vom starken Wind und in tiefen Gedanken an die Mannschaft, die vor fast 100 Jahren einen aussichtslosen Kampf gegen die Naturgewalten verlor, blieb ich bis in die Abendstunden an "Bord der Kantly". Durch Rio Gallegos, der Stadt an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Süd-Atlantik, pfiff ein gewaltiger Wind. 1982 war der Hafen der argentinische Flottenstützpunkt im Krieg um die Falkland Inseln gegen England. Heute ein Versorgungszentrum Südpatagoniens. Nachdem wir uns mit Diesel, den Liter zu 0,33 €, und Lebensmitteln eingedeckt hatten, besuchten wir einen Veterinär, der, ohne Simba zu sehen, ein Gesundheitszeugnis ausstellte, das wir dann anschließend bei der Tiergesundheitsbehörde SENASA bestätigen ließen. Eine 4fache Kopie erleichterte später wieder die Aus- und Einreise, denn dadurch brauchte man in Feuerland keinen Tierarzt Besuch mehr. Noch sind wir nicht auf der Insel Feuerland, wo alle Strassen nach Süden enden, es fehlten uns noch etwa 650 windige Kilometer. Wegen den chilenischen Einreisebestimmungen versteckten wir unsere Vorräte von Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte im Fahrzeug an einem sicheren Platz. Bei der Weiterreise ist es nun ratsam, das Aussteigen immer gegen den Wind vorzunehmen. Ist man unvorsichtig, reist einem der Wind beim öffnen die Türe aus der Hand. Wir sahen einige Fahrzeuge mit verbogenen Seitentüren. Den ersten Grenzübergang nach Chile hatten wir nach einer Stunde hinter uns. Nach Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles, waren es noch 190 Km, von dort aus wollten wir mit der Fähre nach Feuerland. Bei extremem Gegenwind schluckte Moula Moula wieder den Diesel, wie ein Kamel das Wasser. Dabei erreichte er aber nur eine Höchstgeschwindigkeit von 60 Km/h. Nicht weit von der Anlegestelle der Fähre befand sich die Maritime Agentur, bei der man die Überfahrt reservieren konnte. Niemand wusste aber, wie viel uns die Überfahr kosten würde. Am nächsten Tag trafen wir wieder Sabine und Michael mit ihrem Pick up, der schon auf der Fähre stand. Am Ticketschalter wollte der Hafenagent 93.000 Peso, das sind etwa 137.- €. für unser "Camion" (LKW). Obwohl ich ihm klarmachte, dass wir ein "Casa Rotante" (Wohnwagen) haben, der laut Preisliste 43.000 Peso kostete, stufte er uns in die höhere Klasse ein. Damit waren wir nicht einverstanden, winkten Sabine und Michael zu und fuhren 150 km zurück nach Kimiri Aike wo im Stundentakt eine Fähre die 4 Km breite, Magellanstrasse ebenfalls überquerte. Zum Preis von 16.200 Peso (24.- € ) nahm man uns an Bord und nach 40 Minuten standen wir auf der Insel
Tierra del Fuego - Land des Feuers.
Feuerland Kurz vor Rio Grande, an einem Aussichtspunkt war ich gerade mit Filmaufnahmen beschäftigt, als ein PKW neben uns anhielt. In schwäbischem Dialekt stellte sich ein Mann vor, der schon zum dritten Mal unserem Fahrzeug begegnete und wissen wollte wer wir sind. Es war Sepp Maier, nicht unser ehemalige Nationaltorwart, sonder ein deutscher Priester, der in der Nähe von Cordoba (Argentinien) ein Jugenddorf gründete. Er war in Begleitung von Johannes und Ingrid, ein Rentnerehepaar aus Reutlingen auf dem Weg nach Ushuaia. Lange haben wir uns in unserem Fahrzeug bei einem kühlen Bier und einem guten Schoppen Wein über seine interessanten sozialen Aktivitäten in Argentinien unterhalten. Darüber werden wir zu einem späteren Zeitpunkt, nach einem Besuch bei ihm, berichten. E ine paradiesische Landschaft wie im Urzustand befindet sich abseits der Ruta 3. Etwa 14 Km nach Rio Grande sollte man diese verlassen und auf der guten Erdpiste (f) nach Tolhuin abbiegen. Auf diesem Streckenabschnitt durchfährt man einen Wald, wie in Grimms Märchenwelt. Im Geäst der windgebeutelten Südbuchen, hängt wie gekämmt, das lindgrüne Lametta des Altmännerbartes (Epiphytenart Barba de Viejo). Das Fadengewächs verzaubert einen ganzen Wald in eine wahre Märchenlandschaft. Zwei Tage blieben wir in dieser schönen, einsamen Gegend.
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Mo. 12.02.07
Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt,
begann 1896 seine Karriere als Sträflingskolonie und ist heute ein stark besuchter Touristenort. Hochsaison ist im südlichen Sommer, also von November bis März, wobei in den wärmsten Monaten die Temperaturen tagsüber um 15 Grad liegen. Dann schweben sie ein, meist mit dem Flugzeug, oder mit Kreuzfahrschiffen, über Hunderttausend Touristen in einer Saison. Ushuaia erlebt dann zwischen Weihnachten und Neujahr, seinen touristischen Höhepunkt. In dieser Zeit ist auch im Nationalpark Treffpunk unter den Südamerikafahrer mit ihren Wohnmobils aller Klassen. Wir ließen diese Zeit des Trubels verstreichen und besuchten die Stadt am Beagle Kanal erst in der Nachsaison. Nach unserer Ankunft auf dem Camping Platz vom Club Andino Ushuaia (Alpenverein) bezogen wir unseren Stellplatz und waren nicht lange allein. Auf dem Nebenplatz kam ein Fahrzeug mit paraguayischem Autokennzeichen vom Einkaufen aus der Stadt zurück, es waren Ruth und Röbi aus der Schweiz. Sie sind ebenfalls auf einer Rundreise durch Südamerika unterwegs und wohnen seit längerer Zeit in Paraguay.
Wir erzählten uns gegenseitig von unseren Reisen und Erlebnisen. Am kommenden Abend saßen wir gemeinsam am Lagerfeuer. Von aussen wärmte uns das Feuer, an dem Röbi ein fantastisches Asado (Grillfleisch) zubereitete und von innen der aufgesetzte Glühwein. Ruth und Rita bereiteten die Salate und Zutaten vor, Simba und ich waren unterwegs um Brennholz für den heutigen Abend zu sammeln. "Gemeinsam schmeckts am besten". So war es auch, nichts blieb übrig von dem vorzüglichen Essen. Als dann Röbi sein Akkordeon und ich meine Gitarre und die Mundharmonika zum Einsatz brachte, war für eine ausgelassene und fröhliche Stimmung gesorgt. Wir beide harmonierten in jeder Dur- Lage perfekt, das bestätigten uns immer wieder Reisende mit Beifall aus dem nahen Camping-Restaurant. In den folgenden zwei Tagen schlug das Wetter in Dauerregen um, der im nahen Bergland in Schnee überging. Es war die richtige Stimmung, die Zeit im Zuchthaus zu verbringen. Durch meine filmische Dokumentation bekam ich einen freien Eintritt in das Museum, des berüchtigten Straflagers, das noch heute Besucher frösteln lässt. Das "Presidio" verweist auf ein düsteres Kapitel in der Geschichte Feuerlands.
Eine weitere Ausstellung über die Geschichten von Schiffstragödien ums Kap Horn und im Beagle Kanal ließen einen halben Tag wie im Fluge vergehen. Das kalte und regnerische Wetter konnte unserer guten Laune aber nichts anhaben. Unsere unterhaltsamen Abende verlegten wir einfach in unser Fahrzeug, worüber sich Simba auch mächtig freute. Doch wie so oft im Leben, wenn es am schönsten ist, muss man Abschied nehmen. Die Tage mit Ruth und Röbi vergingen viel zu schnell um einfach tschüß zu sagen, desswegen wollten wir uns zu einem späteren Zeitpunkt wieder treffen, auf der Halbinsel Valdes. Wir nutzten noch den schönen Tag, fuhren am Beagle Kanal entlang zur Estancia Haberton, der ältesten Schaffarm Feuerlands. Sie ist auf Tourismus eingestellt. Von dieser Farm sollte man sich nicht zuviel erhoffen denn die Schafszucht wurde schon vor Jahren eingestellt und man kann nur noch erahnen wie einst die Schafe um ihre Wolle erleichtert wurden. Ein neu eingerichtetes Museum zeigt Skelette von Walen, Robben und anderen Meerestieren. Die etwa 80 Km lange Fahrt zur Estancia selbst, ist aber allemal die Reise wert.
Ein Blick über die Landschaft enthüllt, wie sehr das Leben in dieser Natur zu kämpfen hat. Stetiger Weststurm hat die Vegetation nach Osten ausgerichtet. Zurück in Ushuaia machten wir einen Bummel durch die Innenstadt. Entlang der Hauptstrasse San Martin stehen bunt bemalte Holzhäuser, zwei Supermärkte, Geschäfte, Reiseveranstalter, Souvernierläden einige Hotels und Restaurants, das Kasino bildet das Zentrum des Ortes. Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt Dann findet man noch den südlichsten Bäcker, der südlichste Taxistand, das südlichste Zuchthaus, das südlichste... und alles am Ende der Welt. Ushuaia liebt solche kuriosen Superlativen, schließlich lebt eine ganze Region am südlichen Ende des Kontinents vom Tourismus aus aller Welt.
Wir halten nicht sehr viel vom "Ende der Welt", schließlich hat eine Kugel kein Ende, aber eines wollten wir doch noch besuchen, am Ende der Welt: Das letzte Postamt.
Carlos Delorenzo der 1. und letzte Postminister am Ende der Welt lässt sich leicht finden. Man fährt auf einer Piste in den Nationalpark Tierra del Fuego und biegt an der ersten Kreuzung links ab, fährt weiter bis ans Ende der Strecke. Als wir ankamen war Carlos gerade dabei die argentinische Flagge zu hissen. Dieses Zeremoniell wiederholt er jeden Tag, bevor regelrecht die "Post abgeht". Touristen zu Fuß, mit Fahrrad, Mitauto, und mit Bussen fallen über das letzte Postamt ein. Dann ist Carlos in seinem Element. eckige, runde und ovale, große und kleine Stempel drückt er in rote, grüne, blaue und schwarze Stempelkissen, je nach Wunsch des Kunden. Die ausgesuchten Postkarten erhalten dann, versehen mit vielen Grüßen aus Feuerland und Ushuaia den begehrten Stempel vom südlichsten Postamt der Welt. Carlos freute sich sehr über unseren Besuch, vor allem über meine Aufnahmen und unser geführtes Interviewe über sein Office am ENDE DER WELT.
Das Ende unserer Reise nach Süden.
Projiziert man die Südspitze Südamerikas auf die nördliche Erdhalbkugel, dann liegt dieser Punkt auf dem gleichen Breitengrad wie Kopenhagen. Wo es sich am nördlichen
Polarkreis, bei Mo i Rana in Norwegen, dank des warmen Golfstromes, noch akzeptabel leben lässt, erstarrt die Antarktis-Halbinsel am südlichen Polarkreis
das ganze Jahr über im ewigen Eis. Auf einer Bretterwand am südlichsten Punkt unserer Weltreise steht dann unser nördliches Ziel: Alaska, Luftlinie 17 848 Km. Fliegen gilt nicht.
Unser Lebenstraum Weltreise geht weiter. |