33 Brasilien (20.07.07 - 16.09.07)
Eine Reise durch den wilden Westen
Reiseroute: Von Paraguay bei Ciudad del Este nach Brasilien: Foz do Iguacu, Itaipu Staudamm, Cascavel, Guarapuava, Ponta Grossa bei Curitiba, Auf der BR 153 über Marilia, Sao Jose, Goiania nach Brasilia. Weiter nach Westen, Goias, Barra do Garcas, von Cuiaba ins Pantanal Pocone, der lange Weg auf der BR 070 nach Westen, Ji-Parana, Ariquemes, Alto Paraiso, Porto Velho, Abuna, Grenzort Guajara- Mirim, mit einer Ponton nach Guayaramerin, wir sind in Bolivien
Einreise nach Brasilien: Bei der Ausstellung der Zollpapiere für Moula Moula waren die Beamten etwas überfordert, dauerte 2 Std. KFZ Versicherung notwendig für: Argentina, Chile, Bolivien, Uruguay Paraguay, Brasilien. (Im Pack erhältlich) 1 Jahr ca. 370.- € (Am günstigsten war die "Liberty Seguros) in jeder größeren Stadt zu finden. Aufenthaltsdauer: 22.07.07 - 17.09.07 danach Bolivien, Sprache: Amtssprache Spanisch
Zahlungsmittel:
1 US$ = 2.0 R KM Stand bei bei Einreise Brasilien: 134.300 Km KM Stand bei Ausreise Brasilien: 139.260 Km Gefahrene Km seit Beginn unserer Weltreise: 111.213 Km Gefahrene Km seit Beginn unserer Weltreise:1 06.253 Km Dieselpreis im Schnitt:1,95-2,15 R 1 Ltr. = ca. 0,73.- € Benzin /Super:2,05- 2,45 1 Ltr. = ca. 0,80.- €
Rückblick Paraguay: Nach über 2 Wochen Verspätung, wegen Zollprobleme, traf heute spät in der Nacht der Reifen- Container mit über 1100 Reifen aus Deutschland ein, darunter unsere 4Conti. Raimund's Mitarbeiter organisierten in der Halle kurzerhand ein ausgelassenes Asado- Fest, mit viel Grillfleisch, Würste und Bier. Dazu gab's deftige bayrische Hofmusik mit dem Duo Raimund und Freddy. Raimund Schmidt ist gerne bereit, Langzeitreisende in Südamerika mit Reifenbeschaffung aus Deutschland mit einem sehr fairen Preis weiterzuhelfen. Vor allem hat es den Vorteil, dass man sich nicht mit den überaus "kostspieligen" Zollformalitäten herumärgern muss, denn abgewickelt wird es über die paraguayische Reifenfirma Neumatec in Villarrica, Raimunds Partner. Den Reifentransport in Deutschland organisiert Raimunds Schwiegersohn Alexander Löhr.
Hier die Adressen:
Einen herzlichen Dank an Raimund Schmidt, Alexander Löhr, Fa. Neumatec und unsere Freunde aus Hohenau (PY), Edeltraud Behrend und Roland Jauch, die letztendlich alles einfädelten. Die Nacht zum schlafen war kurz, denn schon um 8Uhr morgens bekamen wir unsere Reifen von der Fa. Neumatec kostenlos gewechselt. Endlich ging's weiter, in Richtung Brasilien. Die letzte Nacht in Paraguay verbrachten wir äußerst sicher auf einem Parkplatz des Polizei-Hospitals kurz vor der Grenze bei Ciudad del Este. Brasilien, das ist nicht nur Kaffee, Fußball Samba oder Karneval in Rio. Das 5-grösste Land auf der Erde ist vielseitig wie ein ganzer Kontinent und dem verblüffenden Reichtum von wenigen steht die gravierende Armut von vielen gegenüber. Der gehobene Daumen ist nationales Symbol: "tudo bem, alles ist gut, lieber fröhlich sein als jammern." Die Brasilianer werden im Allgemeinen als ein sehr stolzes, religiöses Volk, das gerne ohrenbetäubende Feste feiert, bezeichnet. Hammel im Erdloch, Ochse am Spies und Spanferkel auf dem Grill, das sind nur einige "kulinarische" Beweise, dass das Fleisch bei den Brasilianer eine wichtige Rolle spielt. Wenn ihr temperamentvolles Gemüt mit Höllenlärm in einen rücksichtslosen und egoistischen Eigennutz übergeht, kennt der Brasilianer/in, keine Grenzen mehr. Privatsphäre hat keine Gültigkeit und Nachtruhe ist ein Fremdwort, wenn bei kollektiven Tanz- und Musikorgien, der Schallpegel von startenden Düsenjet überschritten wird. Ihre Mentalität zeigt Größenwahn - Gott ist ein Brasilianer - der Rest der Welt interessiert die wenigsten. Nationalbewusstsein schafft nur der Fußball, manchmal noch der Karneval.
Auf einer Strecke von fast 5000 Km durchreisten wir einen Teilbereich dieses riesigen Landes, weit außerhalb der von Slumgürteln, Elend und Kriminalität umgebenen Metropolen und begegneten überaus netten und freundlichen Menschen, einer vielfältigen Kultur und Naturlandschaft. |
So. 22.07.07
Der Staudamm von Itaipú
Wir waren anscheinend an diesem späten Nachmittag die einzigen, die in der relativ neuen Eingangshalle der Grenzstation standen. Nachdem unsere Reisepässe eingestempelt waren, wusste man nicht so recht was eigentlich zollmäßig mit unserem Fahrzeug passieren sollte. Unzählige verschiedene Formulare waren vorhanden, aber welches ist das richtige? Ein brasilianischer Reisebus mit etwa 35 Reisende traf ein, die gerade eine "Butterfahrt" nach Paraguay hinter sich hatten. Zollkontrolle, jeder war vollbepackt mit Billigwaren aus dem Nachbarland. Plötzlich löste sich an der Hallendecke eine etwa 5 Meter lange und 2 Meter breite Fassade aus Granitplatten und knallte aus 8 Meter Höhe neben den Reisenden auf den Hallenboden. Sie hatten mächtig viel Glück, dass niemand verletzt oder gar getötet wurde. Einige schimpften und schrieen die Bediensteten an, aber Gelassenheit kennt bei den Brasilianern anscheinend keine Grenzen, oder war es nur Hilflosigkeit? Denn kein Beamter kümmerte sich darum was passierte und ob jemand verletzt wurde. Dafür beschäftigten sich 3 Zöllner und 2 Schreibkräfte um unsere Zollpapiere, achselzuckend standen sie am PC, der Chef musste her. Nach einer längeren Diskussion wurden dann alle technischen Daten akribisch genau festgehalten. Ihre Freundlichkeit grenzte schon an Peinlichkeit. Dann, nach 2 Stunden war es soweit, der Chef, ein junger koreanischer Brasilianer, überreichte mir die Formalitäten mit dem Hinweis, dass ich mit dem Fahrzeug innerhalb von 3 Monaten das Land wieder verlassen müsste, ansonsten währe eine Strafsumme von 80.000.- US Dollar fällig. Eine nette Willkommensbotschaft, dachte ich, aber 90 Tage werden schon ausreichen für den Weg durch den Wilden Westen Brasiliens. Schlechte Aussichten hatten wir nun, um in der Dunkelheit einen sicheren Nachtplatz in dem unsicheren Dreiländereck zu finden. Am höchsten Punkt der Stadt war ein mächtiger, blinkender TV- Sendemast nicht zu übersehen. Wir steuerten darauf zu und standen vor den Gebäuden des TV- Catarata Senders. Eine Flasche Coca Cola und ein kurzer Plausch mit dem Wachposten sicherte uns gegenüber des bewachten Eingangportals eine ruhige Nacht.
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Mo. 23.07.07
Einreise bei Iguazu (Ciudad del Este)
Der Staudamm von Itaipú, ein gigantisches Wasserkraftwerk, ist ein grenzübergreifendes Gemeinschaftsprojekt von Brasilien und Paraguay. Bis zur Fertigstellung des Drei-Schluchten- Stausees in der Volksrepublik China im Jahre 2009 ist Itaipu, bezüglich der Leistung, das größte Wasserkraftwerk der Welt. Wir schlossen uns einer technischen Führung an, die pro Person 12.-€ kostete. Bevor wir zu einer einstündigen Bustour starteten schauten wir uns einen Film im Besucherzentrum an, der über Bau und Betrieb der Anlage Informierte.
Von den gewaltigen Ausmaßen der inneren Staumauer und der rasenden Turbinen waren wir sehr beeindruckt Das Kraftwerk wurde 1984 nach achtjähriger Bauzeit in Betrieb genommen und staut den Grenzfluss Rio Parana auf eine Länge von 170 Km und einer Breite von 13 km. Gigantismus in jeder Form. Der See ist zweieinhalb mal so groß wie der Bodensee. Die dazugehörige Stauanlage - die Itaipú-Staumauer- 7.760 m lang und 196 m hoch. Die 20Turbinen, die von der Firma Voith Siemens Hydro- Power Generation aus Heidenheim geliefert und eingebaut wurden, erzeugen die Leistung von 12 deutschen Kernkraftwerken. Zum Beispiel entspricht der verwendete Stahl für den Damm etwa 380 Eifeltürme. Mit dem verwendeten Zement könnte man 200 Maracana Stadien (das größte Fußballstadion der Welt) bauen. Das Projekt, an dem in Spitzenzeiten bis zu 40.000 Menschen gearbeitet haben, war sehr umstritten. Andererseits hat man die Nutzung einer so reichlich vorhandenen natürlichen Energiequelle dem Bau von Kernkraftwerken vorgezogen.
Nur 15 Km entfernt hat Brasilien noch ein anderes grandioses Naturschauspiel zu bieten, die Wasserfälle von Iguacu, die am nächsten Tag auf unserem Besichtigungsprogramm standen. Wir zogen uns für die kommende Nacht wieder an den TV Sender zurück, wo wir eine gute und sichere Nacht verbrachten. |
Di. 24.07.07- Do. 26.07.07
Film-Foto Aufnahmen der Iguacu-Wasserfälle aus brasilianischer Sicht
Der Großteil der Iguacu -Fälle liegt auf argentinischem Staatsgebiet, die wir vor einem Jahr schon einmal bis zum spektakulären "Schlund des Teufels" spanisch: Garganta del Diablo besuchten. Doch den besseren Gesamteindruck erhält man von der brasilianischen Seite aus. Früh morgens starteten wir zum "Bus-Sammelplatz". Eine etwa 100 Meter lange Menschenschlange stand vor den Kartenhäuschen. Rita verzichtete auf dieses Schauspiel und zog es vor, sich im Fahrzeug gemütlich zu machen und während meiner Abwesenheit ein Buch zu lesen. Als ich vollbepackt mit Stativ, Videokamera und Fototasche am Kartenschalter stand und die Menschentraube sah, dachte ich nur, da hinten stell ich mich nicht an. Mein stilles Denken muss jemand gehört haben, denn plötzlich ließ mir ein Besucher am Ticketschalter den Vortritt und ich war durch, bekam den ersten Bus zu den Wasserfällen und begann bei herrlichem Sonnenschein meinen filmischen Rundgang. Zum vierten mal stand ich nun wieder vor diesem gigantischen Naturschauspiel und war von neuem tief beeindruckt. Nach zwei Stunden war alles im "Kasten" und ich konnte nur noch staunen, wie sich einige Hundert Menschen entlang des Rundweges drängelten und schoben.
Auf der Weiterreise nach Ponta Grosso viel uns auf, dass im Gegensatz zu Argentinien, nirgends streunende Hunde auf der Strasse zu sehen waren. Wenn, dann nur an der Leine von Herrchen oder Frauchen. Ich sagte nur: "Simba, halte deine Schlappohren steif, Hundefänger sind unterwegs!" Übernachtet wurde wieder an den groß angelegten Tankstellen mit ihren " Churrascaria" Restaurants. (Dazu später im Bericht)
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Fr. 27.07.07 - Mi.01.08.07.
Vila Velha
Etwa 100 Km vor Curitiba unternahmen wir eine Wanderung zu den bizarren Felsen und Steinskulpturen von Vila Velha. Die Landschaft von Campos Gerais begann sich bereits während der Eiszeit, vor 200 Millionen Jahren, zu formieren. Wind und Regen haben einzelne Türme aus dem Sandstein gesägt und gleichzeitig tiefe Spalten und Grotten entstehen lassen.
Das trockene Land birgt farbenfrohe Schätze in Form einer vielseitigen und exotischen Pflanzenpracht in denen sich Echsen, Vögel und allerlei Insekten wohlfühlen.
Die eindrucksvolle Gegend mit den weit verstreuten Araukarienwäldern und ihren Sandsteinmonumenten ist heute in Form eines Landparks geschützt.
Planung unserer Weiterreise Einer Lektion in Sachen Kriminalität wollten wir möglichst aus dem Wege gehen und entschieden unsnicht für die Atlantik-Ostrute, entlang der quirligen Millionenstädte Rio de Janeiro, oder Sao Paulo mit über 20 Mill. Einwohner (nach Mexiko und Tokio drittgrößte Metropole der Welt), sondern nahmen die direkte Route von Curitiba nach Brasilia. Bei Ponta Grosso begann die Transbrasiliana (BR 153) nach Norden und nach etwa 1500 Km standen wir vor der Hauptstadt Brasilia, diese Stadt wollte ich schon immer sehen, dort wollten wir hin. Die Landschaft, entlang der Strasse nach Brasilia entsprach überhaupt nicht unseren Vorstellungen. Soweit das Auge reichte, eine monotone Landschaft, eingezäunte Viehweiden, Buschlandschaften mit einzelnen Baumblüten und keine Übernachtungsplätze, die gab es nur auf den großflächigen Tankstellen. Früh am Morgen, an einer sogenannten "Posto" Tankstelle, wir waren gerade dabei aufzustehen, hörten wir Männergemurmel neben unserem Fahrzeug. Vorsichtig schaute ich hinaus und sah wie sich vier Männer immer wieder aus - und anzogen, Kleiderprobe. Aus einem Koffer holten sie Hosen und Hemden, aus einem anderen Koffer entnahmen sie Damenkleider, daneben stand ein Schminkkoffer. Es war Diebesgut von Reisenden, die ihrer Habe erleichtert wurden und nun unter den Männern aufgeteilt wurde. Die in Beuteln separierten Kleidungsstücke wurden auf der Pritsche abgedeckt, mit zwei Ersatzrädern beschwert und wie sie gekommen sind, verschwanden sie wieder auf der BR 153 in Richtung Brasilia.
Heute war nicht mein Tag 1300 Km auf schlechter Asphaltstrecke liegen hinter uns. Genervt und mit durchgeschüttelten Knochen kommen wir in Goiania an. Es ist eine moderne Großstadt mit Einkaufszentren, Vergnügungsparks, und quirligem Leben. Ich nahm die breite Ausfahrt zur Stadtmitte, rechts ein Einkaufzentrum. Den Parkplatz mit einer Einfahrtshöhe von 2,3 Meter konnten wir nicht benutzen, parkten auf der Strasse. Unsere, an der Grenze eingetauschte brasilianische Währung war fast aufgebraucht, Reais aus einem Bankautomat waren nötig. Im Gebäude eine Bank mit Geldautomaten, aber unsere EC- und Visa Karten wurde nicht angenommen. In der Bank erklärte man mir, dass nur regionale Karten entgegengenommen werden, ich sollte es in der Nähe, im American Shop-Center versuchen. Einige Strassen weiter parkierte ich am Rande der belebten Hauptstrasse und wir gingen über den großen Parkplatz des Einkaufscenters. An der Schranke zur Einfahrt des Parkplatzes hätte mich meine Neugier fast zu Boden gestreckt. Als ich ganz interessiert, unmittelbar an der Parkeinfahrt stand und einer hübschen Mopedfahrerin zuschaute, wie sie ihre Parkkarte in den Schlitz des Automaten steckte, bekam ich einen kräftigen Schlag unter mein Kinn, es war die Einfahrtsschranke, die die Dame mit ihrer Parkkarte auslöste und unter meinem Kinn einrastete. Etwas bedeppert hob ich den Schlagbaum hoch und die Hübsche bedankte sich bei mir wegen meiner "Hilfe" beim öffnen der Barriere. "Keine Ursache, gern geschehen!" Daumen hoch, "tudo bem, alles ist gut", lieber fröhlich sein als jammern. Trotz aller Versuche war im Center Geldwechseln ebenfalls nicht möglich. Wir beschränkten uns beim Einkauf auf das Nötigste und verließen die Stadt in Richtung Brasilia, wo wir am nächsten Tag am Flughafen zu einem schlechteren Kurs wechselten als an der Grenze.
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Do. 02.08.07 - Mo.06.08.07
Brasilia
Eine Stadt der Zukunft sollte Brasilia werden, eine Stadt ohne soziale Schranken, eine Vision. Innerhalb von fünf Jahren ( 1955 - 1960) ließ der Präsident J.Kubitschek im öden Niemandsland die Utopi einer Hauptstadt Realität werden. Wir suchten eine Stadt im Urwald, Fehlanzeige, sie liegt im Zentrum einer savannenähnlichen Landschaft. Die Stadt wirkt auf uns sachlich, unnahbar, kalt und steht eigentlich im grassen Gegensatz zur brasilianischen Mentalität. Eine nicht unbedingt fußgängerfreundliche Metropole, denn die Distanzen zu den einzelnen Stadtbezirken sind enorm weit auseinander und Busverbindungen gibt es wenige. Wir beschränkten uns auf den Besuch der markantesten Gebäude der Stadt. Z.B. dem Nationalkongress, der aus den beiden Kuppeln besteht, in denen die Sitzungssäle der Abgeordneten und des Senats untergebracht sind.
In den beiden Türmen befinden sich die Büroräume der Abgeordneten. In unzähligen riesigen Wohnblocks der sechziger Jahren sind die einzelnen Ministerien mit weit über Zehntausend Beschäftigten untergebracht.
Die Kathedrale erinnert mit ihrer eigenwilligen Bauform und ihrem kreisrunden Grundriss an eine überdimensionierte Krone. Im Innenraum schweben himmlische Engelsfiguren von der gläsernen Decke herab. Wir blieben nur einen halben Tag und zogen es vor, die Nacht wieder an einer sicheren Tankstelle vor der Stadt zu verbringen.
Fleischorgie in einer brasilianischen Churrascaria. Die Vorspeisen,Salate und Beilagen, wie Maniokstreifen, gebratene Bananen oder gefüllte Teigwaren holten wir am reichhaltigen Büfett. Aber Vorsicht, bitte nicht zuviel. Gerade am Tisch platzgenommen, traten sie an, in Lendenschürzen, die Matadors mit ihren Fleischspießen. Einige Scheiben vom T-Bone-Steak, eine Scheibe Lomo, oder ein Stück Baby Beef, abgesäbelt wurde mit einem rasierklingenscharfen Messer, die Fleischstücke entnahmen wir mit einer Silberzange und legten sie an den Tellerrand. Das Restaurant war gut besucht und bis zu acht Fleischträger liefen nun mit ihren Spießen weiter von Tisch zu Tisch und verschwanden wieder in der Küche. Kaum verging eine Minute standen sie schon wieder mit neuen Spießen an unseren Tellern, alles was man nun sagen musste, war: "mal passado" oder "bem passado", also: "schlecht durch" (blutig) oder "gut durch." Während dem absäbeln griffen wir wieder mit der Silberzange die Fleischscheiben ab und legten sie auf den Fleisch gehäuften Teller. Normalerweise verlangt man nach dem Kellner, aber ab jetzt versuchten wir sie abzuwimmeln. Auf langen Spießen kam zwischendurch der Kleinkram, gegrillte Hühnerherzen, Leber und saftige Würstchen. Wer sich bis daher durchgekaut hatte, dem wurde erst richtig nachgelegt, bis man das Handtuch warf. Mit vierspießigen Gabelzinken erschienen nun die Hauptpersonen mit dem "picanha", einem hauchzarten Rückenfleisch nahe der Schwanzwurzel. Immer wieder schritten sie mit ihren brutzelnden Spießen an unseren Tisch, ich sagte immer nur "mal passado". Dann kam der Punkt da ging nichts mehr, mit allem Nachdruck mussten wir abwehren, sonst hätten wir irgendwann ein komplettes Rind auf unserem Teller gehabt. Serviert wird, solange der Gast keinen Einspruch erhebt. Voll wie tausend Rinder, zogen wir uns ins Fahrzeug zurück, den Aperitif hatten wir uns nun reichlich verdient. (Das Essen kostete für 2 Pers. und 2 Bier ca. 14.- €) Es empfiehlt sich, das Fleisch von hinten nach vorne zu essen, also mit dem zarten "picanha" beginnen und es mit dem saftigen "cupim" ausklingen zu lassen, dazwischen den Kleinkram, ansonsten immer "mal passado" oder "bem passado", also dann guten Appetit bis zum abwinken, in einer brasilianischen Churrascaria.
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Di. 07.08.07 - Mi.08.08.07
Bei der Baumwollernte
Der Streckenabschnitt von Brasilia nach Cuiaba war zwar recht gut asphaltiert, aber durch den schweren LKW Transport mit tiefen und ausgefahrenen Reifenspuren versehen.
Links und rechts der Strasse bis zum Horizont, weiß bedeckte Felder, es sah aus als währe Neuschnee gefallen, aber bei fast 40 Grad im Schatten kaum vorstellbar. Mitten drin einige Fahrzeuge, Tracktoren und Mähmaschinen. Eine gute Gelegenheit einmal mit der Kamera bei einer Baumwollernte in Brasilien dabei zu sein. Die Arbeiter waren sehr freundlich und freuten sich auf die neugierigen Besucher aus Germany. Es war eine sehr staubige Angelegenheit und für die optischen Geräte nicht gerade ein idealer Drehort. Nach der Ernte auf dem Feld besuchten wir noch eine große Anlage, auf der die Baumwolle weiterverarbeitet wurde. Gepresst in große, 250 Kg schweren Ballen, ging die Reise zunächst mit LKWs an die Ostküste und dann auf Schiffen nach Asien und Europa.
Wir erreichten Cuiaba am Rande des größten Sumpf- und Überschwemmungsgebietes der Erde und eines der letzten Tierparadiese Südamerikas. |
Do. 09.08.07 - Fr. 24.08.07
Das Pantanal
Im Südwesten Brasiliens gibt es eine grandiose Mischung von unterschiedlichen Landschaften und Ökosystemen die ausschließlich von der alljährlichen Regen- und Trockenzeit bestimmt werden. Sechs Monate im Jahr, ist die von Flussläufen durchzogene Region des Pantanal überschwemmt. In dem Gebiet, das fast so groß ist wie die alte Bundesrepublik Deutschland, leben Hunderte von Tierarten, vom Jaguar bis zum raubgierigen Piranha. Unzählige Vögel, Krokodile und Rinder sind ein weiteres Wahrzeichen des Pantanal.
Ein idealer Lebensraum für den großen Ameisenbären sind die weiten Weideflächen mit den vielen, bis zu 3 Meter hohen Termitenhügel. Ich hatte viel Glück bei der Beobachtung dieses eigenartigen Tieres und konnte ihm fast eine halbe Stunde lang bei seiner Nahrungsaufnahme folgen. Ab Poconé begann der staubige Pistenabschnitt auf der Transpantaneira nach Porto Jofre
Das Abenteuerliche auf dieser Strecke waren die zahllosen Holzbrücken, bei denen wir nicht wussten, ob sie unter der Last unseres Fahrzeuges zusammenbrechen, oder dem Gewicht standhalten würden. Ein Nervenkitzel ganz besonderer Art. Unseren Übernachtungsplatz neben der Piste verließen wir schon vor Sonnenaufgang und tuckerten die Strasse entlang. Jetzt in der Trockenzeit war das Pantanal am angenehmsten, die riesigen Wasserflächen waren zurückgegangen und in den kleinen Seen und Tümpel konzentrierte sich eine grandiose Vielfalt an Lebewesen.
In der frühen Morgenstunde waren die Tiere besonders aktiv. Vor einer Brücke blieben wir stehen, darunter wimmelte es von Fischen und Krokodilen. Ganze Fischschwärme sprangen aus dem Wasser, fingen Insekten, ein Schlaraffenland für den Kaiman. Unzählige Wasservögel und Störche waren ebenfalls auf Fischfang. Die Atmosphäre und das Gekreische der Vögel, einfach einzigartig. Nach zwei Stunden zogen sich Hunderte von Krokodile an die Uferbänke zurück, die Fressorgie hatte ein Ende, sie dösten mit geöffnetem Maul den ganzen Tag vor sich hin. Die Störche und Wasservögel kehrten zu ihren Nistplätzen zurück, bis das große Fressen am nächsten Morgen wieder von neuem begann.
Wir blieben eine ganze Woche und waren total begeistert, von einem einzigartigen Tierparadies, dann kehrten wir zurück nach Poconé. Poconé ist eine kleine lebendige und charmante Stadt. Wir fühlten uns wohl bei den freundlichen Einwohnern, ergänzten wieder unsere Vorräte und ich besuchte ein Internet. Als ich ans Fahrzeug zurückkam unterhielt sich Rita gerade mit einem Herrn. Es war Dr. Schmidt aus Stuttgart Hohenheim, ein Arzt im sogenannten Ruhestand, aber davon merkten wir nichts. Er erzählte uns von seiner "Fazenda Elvira" und lud uns ein, ihn doch zu besuchen.
Besuch bei Dr.Schmidt.
Meine erste Frage nach unserer Ankunft war: "Was führt einen Menschen in diese einsame Gegend, wo der nächste Ort, mühselig erst in 2-3 Stunden erreichbar ist?" Dr. Schmidt lächelte nur, Antwort gab uns die Zeit, die wir in einer sehr angenehmen und informativen Woche bei ihm verbrachten. Dr. Schmidt ist Arzt und erreichte in seinen jungen Jahren, Anfang der 60-ziger, eine führende Position im Bereich eines forschenden Ärzteteams. Nach seinen Erfolgen gab er mit 50 Jahren den Platz frei für jüngere Nachfolger und suchte sich eine Alternative. Er fand sie in seiner elterlichen Vorgeschichte, in der Landwirtschaft. Nach einigen Experimenten im Anbau von Reis und Soja-Bohnen in Brasilien, mit einem Professor aus Stuttg. Hohenheim, verschlug es ihn letztendlich ins Pantanal. Dr. Schmidt beschäftigt sich zur Zeit damit, die heruntergekommenen, über Jahre überweideten und mit Feuer falsch behandelte Landschaften wieder aufzubauen.
Dazu kaufte er sich eine 11000 ha große Fazenda in einer wunderschönen Naturlandschaft. Mit einer überdimensionierten Dreiangel, aus schweren Ankerketten, wurde das vernachlässigte Weideland neu bearbeitet. Ein Raupenfahrzeug zog die Ketten über das Busch - und Dornengestrüpp, das dabei herausgerissen wurde und dem darunter vorkommenden Gras wieder Licht und natürliches Wachstum gab. Dr. Schmidt erzählte uns, dass etwa 2 Jahre notwendig sind, bis wieder auf dieser Fazenda 4 - 5000 Rinder gehalten werden können. Es erstaunte uns immer wieder, mit welcher Willenskraft, welchem Elan und Wissen, Dr. Schmidt an seine täglichen Aufgaben ging.
Wir fühlten uns wie Zuhause, Simba der Krokodielschreck machte seine Kontrollgänge ums Haus, Rita kochte mit Dr. Schmidt und ich war mit dem Mitarbeiter Rodrigues unterwegs, der mit mir auf den See ruderte um noch einige Piranhas zu fangen. Die letzten Sonnenstrahlen nützten auch noch einige große Fischottern aus, die in dem fischreichen Gewässer ein letztes mal auf Jagd gingen, bevor die Sonne mit einem wunderschönen goldenem Schimmer am Horizont unterging.
Das Essen war vorzüglich zubereitet, es gab Entenbraten, dazu Kartoffelknödel, Salate und eine sehr bekömmliche Soße. Bei Champagner und einem guten Tropfen Wein plauderten wir bis in die späte Nacht. Es waren sehr schöne, lehrreiche und intensive Tage die wir mit Dr. Schmidt auf seiner beeindruckenden "Fazenda Elvira" erleben durften. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich, wünschen ihm viel Gesundheit, Kraft und Gottes Segen, um seine gesetzten Ziele zu erreichen. Noch einige Worte zum Piranha. Der Name ist eigentlich ein Überbegriff von einer fleischfressenden Spezies im Süßwasserbereich des Amazonasbeckens. Er ist im Normalfall kein angriffslustiger Fisch, aber was ist schon ein Normalfall bei einem "Piranha" mit seinen Vorgeschichten. Eine erlebte Geschichte erzählte uns Rodriguez, der schon einen halben Finger beim Angeln verlor. Beim Lösen des Angelhakens, im Maul eines Piranhas, war er unvorsichtig und der Fisch kappte mit einem Biss das erste Glied seines Ringfingers. Rodriguez erzählte uns noch eine weitere Horror-Geschichte: Als er in Jungen Jahren mit seinem Pferdewagen unterwegs war, durchfuhr er damit einen Fluss. An einer seichten Stelle, die etwa einen Meter tief war, strauchelte plötzlich sein Pferd, bäumte sich auf und verletzte sich anscheinend am Wagen. Das Wasser begann zu kochen, färbte sich rot und nach 10 Minuten stand sein Wagen alleine mit ihm im Wasser. Vom Pferd war nichts mehr zu sehen. Mir stehen heute noch die Haare zu berge, wenn ich daran denke, dass wir, Dr. Schmidt, Rita , ich und Rodriguez, in einem kleinen schwankenden Boot zum Piranha-Angeln auf einen Flussarm hinauspaddelten. Unser Boot hatte bedenklichen Tiefgang, schwankte und manchmal hatte ich große Befürchtung einfach umzukippen. Einen Meter unter uns lauerten die gefräßigen und fleischfressenden Fische in einer starken Konzentration.
Kaum berührte, der mit einem Fleischfetzen bestückte Angelhacken die Oberfläche des Wassers, hing schon ein gieriges Maul daran. Das Herausnehmen des Hackens überließen wir unserem Fischer Rodrigues. Innerhalb von 40 Minuten hatten wir 45 der schmackhaften Fische gefangen. |
Sa. 25.08.07 - Di. 04.09.07
Auf der BR 364, Let's go west
Es war ein sehr heißer Sonntag Morgen, als wir auf dem Markt in Cuiaba nach einem 12V Ventilator suchten um uns in der Nacht ein wenig Kühle zu verschaffen. Wir wurden fündig und fuhren weiter durch die ruhige Stadt Cuiaba. Plötzlich ein Dröhnen und ein Schlag gegen meinen Rückspiegel, der nach vorne klappte und regelrecht zerbröselte. Ein rücksichtsloser rasender Omnibusfahrer streifte uns beim Überholen und wir hatten mal wieder viel Glück, dass nicht mehr passierte. Nach etwa einem Kilometer hielt der Omnibusfahrer an und behauptete, ich währe auf die Überholspur gekommen, ich währe selbst Schuld, dass mein Spiegel nicht mehr seine alte Form hätte. Auf gut schwäbisch wurde ich gegenüber diesem Dreckspatz meine Wut los, mehr hat es auch nicht gebracht. Wie sagt der Brasilianer? Daumen hoch und: "tudo bem, alles ist gut, lieber fröhlich sein als jammern".
Das große Verbrechen
Auch zu beiden Seiten nach Norden, der sogenannten Soja-Straße Brasiliens, zwischen Cuiaba und Santarem verschwindet weiterhin jede Minute eine Urwaldfläche in der Größe von fünf Fußballfeldern, - jede Minute!!!. Seit dem Jahr 2003, sind nahezu 90.000 Quadratkilometer intakter Regenwald - das entspricht fast der dreifachen Größe Belgiens- dem unersättlichen Hunger der Welt nach der proteinreichen Sojabohne zum Opfer gefallen, für immer vernichtet.
Es war ungewöhnlich heiß, als wir auf dem endlos scheinenden Asphaltband nordwestlich fuhren und in der Gegend von Ariquemes ankamen. An einer Tankstelle fragten wir erst mal nach einem Übehrnachtungsplatz. Der Chef war so begeistert von unserer Weltreise, dass wir eine kostenlose Wagenwäsche bekamen, die das Wageninnere beträchtlich abkühlte. Früh am Morgen fuhren wir weiter. Wie in einem Treibhaus stieg die Hitze stündlich an. Selbst die Fliegen in unserem Fahrzeug rührten sich nicht mehr von der Decke. Ein Wegweiser an der Strasse zeigte uns einen interessant erscheinenden Ort an: "Alto Paraiso 30 Km".
Die durchgerosteten Chassis stammen von amerikanischen Straßenkreuzer aus den 60- er Jahren, die ausgeschlagenen Achsen und öltriefenden Getriebe vom Toyota, der qualmende 2-Takt Motor aus China und letztendlich wird der dazugehörende Sonderaufbau ganz individuell nach Kundenwunsch angefertigt. Die Farbgebung erfolgt dann noch mit kunstvollem Pinselanstrich, bevor das Sondermodell nach 10 Minuten Testfahrt und mit einjähriger Vollgarantie an den Kunden zum Neupreis zwischen drei und viertausend Euro übergeben wird. Die Nachfrage ist groß, momentane Lieferzeit 2 Jahr. Daumen hoch und: "tudo bem", alles ist gut. KFZ - Kennzeichen, Anmeldung, TÜV, Versicherungskarte? Alles Fremdwörter.
Bei deutschen Einwanderern Über den Radio-Stadtsender verbreitete sich schnell die Nachricht, dass deutsche Besucher hierher gekommen sind. Die Menschen waren überaus freundlich und wir bekamen Gastgeschenke. Besuch bekamen wir vom Bürgermeister der Stadt in unserem fahrbaren Zuhause, der mich anschließend zu einem Interviewe eingeladen hatte und viel über die Besiedelung seiner Gemeinde erzählte. Auch die Stadt-Presse interessierte sich für uns und brachte einen Artikel über unsere Reise. Täglich war ich mit Arno und Almo Bogorni unterwegs, auch mit Bruder Beno, um interessante Menschen und Geschichten mit meinen Kameras aufzunehmen. Meine neugierigen Fragen wurden gleich in portugiesisch und deutsch übersetzt. Wir waren im Urwald beim Bäume fällen, in Sägewerken und beim maschinellen ausschwemmen von Zinn-Erz, eine Angelegenheit bei dem jedem naturverbundenen Menschen die Tränen in den Augen stehen. Naturverwüstung pur!
Arno erzählte mir: "Vor etwa 20 Jahren, war diese Landschaft ein Paradies. Ein Flusstal, in dem Indianer noch auf Jagd gingen, das bewaldet und reich an Fauna und Flora war. Heute, wie man sieht, ist das Tal in einer Breite von 10 Km und einer Länge von über 100 Km eine 20 - 50 Meter dicke, lehmige Wüstenei, unbewohnbar für Mensch, Tier und Pflanzenwelt." In diesem zähen Lehm verschwanden auch unzählige Menschen, Männer die in die Wälder Rondonias zogen um schnell sehr reich zu werden, erzählte mir Arno weiter. Gold- und Diamantensucher, Desperados und andere Helden, auch wehrhafte Indianer wurden auf diese Weise beseitigt. Banditen und Pistolenhelden die über 100!!! Menschen umgelegt haben, laufen heute noch mit ihrer Knarre frei umher. Arno kennt sie persönlich. Ein Mord ist, auch heute noch, nur eine Sache, oder eine käufliche Geldangelegenheit, die schnell erledigt und stillschweigend hingenommen wird. "Als wir hierher kamen, begann das große Umlegen", erzählte mir Arno weiter: "Es standen gerade 30 Hütten in Alto Paraiso (Heute eine Stadt mit 30000 Einw.) und vor der Haustüre war der Urwald. Ich und meine Frau waren über 7 Jahre dabei, Klötze (Urwaldbäume) herauszuholen." Heute fährt man etwa 100 Km weit über einer Piste, dann beginnt das Regierungsland, ein Naturreservat. Trotz Verbote wird dort der Urwald weiter gerodet, werden Klötze herausgeholt, jede Nacht. Einmal im Monat "kontrolliert" die Aufsichtsbehörde, bekommt ihr Schweigegeld. Die Polizei wagt sich schon lange nicht mehr in dieses Gebiet, seit bei einer Schießerei ein Uniformierter erschossen wurde. In diesem Naturreservat leben schon über 300 Familien vom "Urwald" und über 30 000 Stück Vieh ziehen über das gerodete Land, auf dem noch Reste verkohlter Baumstämme liegen. Farmer, Viehzüchter, Holzfäller, Diamanten -und Zinnsucher dringen immer tiefer in das Herzland der Indios von Rondonia vor.
Die Menschen klagten über die große Hitze und dass schon monatelang kein Regen mehr gefallen sei. Die Trockenzeiten werden immer länger, heißt es, Versteppung ist nicht mehr aufzuhalten. Trotzdem wird die Brandrodung, und das illegale Abholzen von Urwaldbäumen in einem immer schneller werdendem Tempo vorangetrieben.
It's Partytime Um uns dröhnte Musik in voller Lautstärke. Die Verständigung war schon äußerst schwierig und brach dann völlig zusammen, als neben uns ein VW-Golf seinen Kofferraum öffnete. Unter 20 000 Watt- Potenzverstärker- Boxen, standen wir unter Dauerfeuer. Die gerade ausgepackten Gläser tanzten auf dem Tisch. Kaum ausgestiegen verschwand Simba mit eingezogenem Schwanz wieder im Fahrzeug, Rita brüllte zu den Jungs neben ihrem Golf, den Schallpegel herunterzunehmen, stattdessen ging er nach oben, der Daumen: "tudo bem", alles ist gut, "lieber fröhlich sein als jammern". Meine Ohren schmerzten, die Zeichensprache war verständlicher als das geschrieene Wort.
Eine Woche sind wir geblieben, im hohen Paradies, in dem wir von seinen Bewohnern sehr herzlich aufgenommen wurden. Besonders bedanken wir uns bei der Großfamilie Bogorni für ihre Gastfreundschaft und die Zeit, die wir mit ihnen verbringen durften. Während unserer Abreise erfuhren wir noch beiläufig, dass heute Nacht, einige Häuser weiter, ein junger Mann erschossen wurde. Keiner fragte von wem und warum. Zeugen gab es nicht. Man fand ihn mit verbundenen Augen, dem Zeichen des Verrates, im hohen Paradies von Rondonia, dem Wilden Westen Brasiliens.
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Mi. 12.09.07 - So. 16.09.07
Ausreise aus Brasilien
In Guajara-Mirim endete die Asphaltstrasse unserer fast 5000 Km lange Reise durch einen Teil Brasiliens, wo der Brandgeruch unser ständiger Begleiter war. Es war Freitag Nachmittag, Wochenende, es funktionierte nur noch der kleine Grenzverkehr über den mächtigen Grenzfluss des Rio Madeira, einem Nebenfluss des Amazonas. Wir standen an der Grenzabfertigung, doch auf unsere Ausreise auf einer Pontonfähre mussten wir bis Montag warten.
Aber das war nicht so tragisch, denn geschwitzt wurde auf beiden Seiten des Flusses. Wie sagt der Brasilianer? Daumen hoch und: "tudo bem", alles ist gut, "lieber fröhlich sein als jammern". Dem schlossen wir uns dieses Mal an. Bolivien heißt uns ein drittes mal Willkommen.
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