10 Ghana
Land der starken Frauen
Di.20. - Sa.24.07.04
Aufenthaltsdauer in Ghana 9 Wochen
Wechselkurs: 1€ = 10.800.- Cedis auf der Bank (Wechselstuben bis 12.000.- Cedis) Gefahrene Strecke in Ghana: 5.090 Km Bolgatanga, Yagaba, Nasia, Tamale, Nterso, Busunu, Damongo, Larabanga, Mole Game Reserve, Sawla, Bole, Bamboi, Weila, Kintampo, Techiman, Kumasi, Nkawkaw, Tema. Nach 10 Tagen zurück nach Bamboi zu Pater Otmar von den Steyler Missionaren, Wenchi, Sunyani, Bechem, Goaso, Mim, Wiawso, Ayenfuri, Tarkwa, Dixcove, Busua, Takoradi, Elmina, Cape Coast, Accra, Tema Ashaiman zu Don Bosco. Weiterreise nach Togo über Akosombo Dam, Ho, Hohoe, Kpalime - Togo. Man spricht wieder Englisch. Unsere Imigrations - Formalitäten waren innerhalb von 20 Minuten von sehr zuvorkommenden und freundlichen Beamte erledigt worden, dann fuhren wir durch einen großen Torbogen auf dem in großen Lettern steht:
Welcome to Ghana (Im Nachhinein können wir sagen, dass es auch so von Herzen gemeint ist)
In Bolgatanga versorgten wir uns in einem Forex-Bureau mit der neuen Währung. Hinter einer Bretterbude stapelte sich das Geld, absolut ungesichert, in Pappkartons. Der Kurs betrug für einen Dollar 9.150.- Cedis ( 11.800.- für 1 €). Ich wechselte 800.- US Dollar und 200.- € und bekam das Geld gleich bündelweise in Scheinen in einer Plastiktüte überreicht, ich kam mir vor als hätte ich soeben die Nationalbank überfallen und sie um über 9,5.- Millionen erleichtert.
9,5 Millionen Cedis.
Das Diesel-Tanken machte auch wieder richtigen Spaß, (fast um die Hälfte billiger wie in Burkina) umgerechnet 0,36 Euro. Ich besorgte uns auf einem kleinen Markt die nötigsten Lebensmittel und dann ging's über Buschwege nach Damongo. Auf dem Weg dorthin hatten wir immer wieder tolle Begegnungen mit Menschen, die in ihren strohgedeckten Rundhütten zwischen mannshohem Elefantengras und den Savannenbäumen leben.
Ein Dorf im Schatten der mächtigen Baobabs (Bäume der Savanne)
Nach weiteren 8 Km erreichten wir ein kleines Dorf, das durch die älteste Moschee Ghanas (1420) zur Berühmtheit geworden ist, Larabanga. Im Inneren liegt eine Koranschrift, die genau so alt ist wie die Moschee selbst, doch leider bekommt man sie nicht zu sehen.
Moschee in Larabanga Bauj. 1420
So. 25. - Mo. 26.07.04 |
Auf dem Weg zum Mole Reservat überquerte ein rotbraunes Chamäleon unseren Weg und änderte gleich wieder sein Tarnkleid im grünen Busch, Grosseinsatz mit Videokamera, Makro-Wechselobjektiven und Digifoto. Über eine rotbraune Naturpiste erreichen wir den Mole Nationalpark, mit über 2400 Km² das größte zusammenhängende Elefantenreservat Westafrikas. In diesem riesigen Areal leben fernab jeglicher Zivilisation etwa 600 Elefanten und weitere 90 Tiergattungen. (Löwen, Leoparden, Reptilien, Krokodiele, Wasserböcke, Antilopen usw.) Nationalparks dürfen mit Hunde leider nicht betreten werden, wir versuchen es mit Simba trotzdem. Am Schlagbaum des Nationalparks treffen wir 2 nette Wildhüter denen wir das Eintrittsgeld von umgerechnet 10.- € für eine unbegrenzte Besuchszeit bezahlen. Simba wird nicht gesehen. Nach 2,5 Kilometer durch eine üppig grüne Baum-Savanne erreichen wir die Lodge. Unmittelbar unterhalb dieses Anwesens befinden sich 2 große Wasserlöcher an denen sich im laufe des Tages viele Tiere zur Tränke treffen und Elefanten sich mit einem erfrischenden Bad abkühlen. Vor dem Gebäude ein großer Rasenplatz zum Campen, aber bevor wir unseren ausgesuchten Stellplatz einnehmen konnten, werde ich von einem freundlichen Wildhüter gebeten ins Office zu kommen. Ich ahnte schon, was auf mich zukam, und behielt Recht. Wir mussten das Camp wegen Simba leider verlassen, und durften uns am Eingang des Parks im Schatten von Akazien für einige Tage niederlassen. Mit den 2 netten Wildhütern (es waren Brüder) hatten wir schnell einen freundschaftlichen Kontakt. Am nächsten Morgen hatte ich vor, mit einer Gruppe und einem bewaffneten Wildhüter auf Pirsch zu gehen. Gegen 6 Uhr morgens lief ich zu Fuß zur Lodge. Warzenschweine liefen mir über den Weg und zwischen der Buschlandschaft grasten Antilopen. An der Lodge angekommen traf ich eine Gruppe junger Kanadier, Amerikaner und vor allem Engländer, denen ich mich anschloss. Einige waren ausgerüstet wie für eine Afrikaexpedition, andere wiederum mit Badeschlappen und Shorts. Bei dieser "Foto-Safari" bekam ich nicht viele Tiere vor die Linse. Das laute Gerede, Gelächter und klatschende Geräusch der Badeschlappen, trieb Antilopen, Wasserböcke und andere Tiere schon im Abstand von 500 Meter in die Flucht. Am liebsten währe ich auch geflüchtet, aber dann sah ich mein lohnendes Filmobjekt und nahm die "Safari-Group" aufs Korn.
Elefantenbegegnung im Nahbereich
Gegen Mittag ging ich über die Piste zurück zu unserem "Camp". Auf dem Weg dorthin krachte und knackte es im Busch, ich blieb am Wegesrand stehen, ein Elefant mit einer Standhöhe von über 3 Meter überquerte die Piste und kam auf mich zu. Ich konnte nicht in ein Fahrzeug, in ein Haus oder auf einen Baum flüchten. Die Windrichtung war auf meiner Seite, nur gut, dass die grauen Riesen schlecht sehen. Ich brachte meine Kamera auf dem Stativ in Stellung. Es war ein beeindruckendes Gefühl als der ca. 6 Tonnen schwere Dickhäuter auf leisen Sohlen im Abstand von 10 - 15 Metern an mir vorbeitrottete und im Buschwerk wieder verschwand. Erleichtert und etwas stolz erzählte ich Rita meine nicht alltägliche Begegnung. Am späten Abend bekam auch Rita die Dickhäuter schemenhaft zu sehen und vor allem zu hören, als sie uns besuchten und direkt neben unserem Fahrzeug einige dicke Bäume entwurzelten.
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Di. 27.07.04
Am nächsten Tag ging ich früh morgens alleine mit dem erfahrenen Wildhüter Pitt, den ich am Tag zuvor schon kennen gelernt habe, auf einen 4 stündigen Fußmarsch durch die Wildnis. Antilopen Wasserböcke und Warzenschweine bekamen wir aus nächster Nähe zu sehen. Dann eine aufregende Situation, eine Elefantenherde mit über 20 Tieren kam durch den Busch in breiter Front auf uns zu und teilte sich, wir waren links und rechts von Elefanten umgeben. Ein mächtiger Elefantenbulle nahm die Witterung auf und stand schnaubend vor uns. Jetzt wurde auch Pitt nervös und hob sein Gewehr. Das Durchladen der Waffe und Stampfen auf den harten Boden gab dem Bullen das Signal, dass Menschen anwesend sind. Im Mole Nationalpark haben Elefanten mit den Menschen noch keine schlechte Erfahrung gemacht und die gesamte Herde zog gemächlich an uns vorüber. Wir folgten den Tieren bis an den See unterhalb der Lodge. Nach einer ausgiebigen Abkühlung, grasten die grauen Riesen friedlich vor sich hin.
Elefanten am Wasserloch
In weiten Teilen Afrikas nahm der Mensch den Elefanten fast den letzten Lebenstraum und erfahrene Beobachter meinen, dass der letzte frei lebende Dickhäuter in Afrika schon geboren wurde. Es währe wünschenswert, wenn sie nicht Recht hätten.
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Mi.28. - Fr.30.07.04
Mittlerweile liegt die Tagestemperatur bei 36° C im Schatten und eine unheimliche tropische Schwüle liegt in der Luft. Daran muss man sich erst gewöhnen. Man schwitzte permanent. Über eine Piste erreichen wir die Nord- Südverbindung bei Sawla, wo wir wieder Asphalt unter den Rädern hatten und unsere Lebensmittel auffrischen konnten. Leider ging die asphaltierte Strasse nur bis Bole und nach Bamboi waren es noch 115 Km für die wir einen ganzen Tag benötigten, tiefe Löcher markierten den Pistenverlauf. In Bamboi sprach uns Peter aus Deutschland an, der Architektur studiert und hier am Ort den Bau einer Mädchenschule leitet. Zugleich ist es seine Diplomarbeit für sein weiteres Studium. Viel Erfolg lieber Peter. Dabei lernten wir auch Paddy kennen, der seinen Zivi-Dienst in einer nahe liegenden Mission absolviert. Gemeinsam fuhren wir zum Nachbarort New Longoro wo Pater Otmar Auinger, ein Österreicher, seine Mission, im Namen der Steyler Missionswerke aufbaute. Wir waren herzlich eingeladen und es folgten interessante Gespräche, die uns bewogen, in etwa 3 Wochen wiederzukommen um "seinen Lebenstraum" auf Video festzuhalten. (dazu später mehr)
Ein Nachtplatz am Fuller Wasserfall bei Kintampo
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Sa.31. - Do.05.08.04
"Aktion Lichtblicke" Die Zeit drängt, denn wir hatten eine Verabredung mit Marcel Bickert, den wir auf unserer Reise schon mehrmals getroffen haben. Über 500 Km liegen vor uns für die wir 2 Tage benötigten, dann erreichten wir Ashaiman bei Tema. Es war eine herzliche Begrüßung und im Vorgarten des Volontärhauses der "Aktion Lichtblicke" konnten wir uns für einige Tage niederlassen. Wir bekamen einen Stromanschluss für unser Fahrzeug, Rita konnte die Waschmaschine benutzen und im Garten war schon die Wäscheleine gespannt. Täglich konnten wir die Dusche benutzen und wir kauften auch gemeinsam mit Marcel ein. Maggi die Köchin und Martina die Nachbarsfrau, führten uns in die Ghanaische Küche ein. Wobei Fufu, das Nationalgericht, für Europäer eher gewohnheitsbedürftig ist und sich bei uns in Deutschland so nicht herstellen lässt. (Man benötigt Maniok-Wurzeln und Kochbananen, die mit einem Mörser zu einem Handfesten Brei gestampft werden, dazu eine gewürzte Soße mit Fisch-, oder Hühnchenbeilage. Die "Aktion Lichtblicke" wurde initiiert und wird finanziert von dem Jülicher Pater Lienhard. (bei Köln) Er schickt seit 8 Jahren jedes Jahr 3-4 Zivis als Streetworker, die hier mit 2 Ghanaischen Helfern, die die Kontakte zu den Strassenkindern herstellen, zusammenarbeiten. War es am Anfang nur eine Bretterbude, so findet sich heute ein Haus, das "First Contact Place" das über 30 Jungs eine Heimat bietet, ein Mädchenhaus mit 10 Mädchen und über 60 Patenschaften für Schulkinder. Danke lieber Marcel, wir werden die Tage mit Dir nicht vergessen. Wir sehen uns irgendwo auf dieser Welt wieder. Bei MAN Westafrika, gleich um die Ecke, ließen wir unseren 1. Kundendienst auf unserer Reise durchführen. Öl und Filter wurden gewechselt und den ersten vorderen Stoßdämpfer mussten wir auch erneuern. Erneutes und bekanntes Reifenproblem der ersten Garnitur (seitliche Einrisse) haben wir auch beseitigt, indem wir die beiden neuen Pneus aufziehen ließen.
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Fr.06. - Do.12.08.04
Rita klagt schon seit 2. Tagen über starke Kopfschmerzen, Schmerztropfen zeigten kaum Wirkung, hinzu kam Fieber. Wir ahnten es, und bekamen es am nächsten Tag im Krankenhaus von Ashaiman bestätigt: Malaria der 1. Stufe. Die folgende Nacht war grausam, hohes Fieber, Schüttelfrost bei 30 Grad Außentemperatur und bohrende Kopfschmerzen plagten Rita bis in den frühe Morgen hinein, wir wahren sehr froh darüber, dass wir einen sicheren und vor allem ruhigen Platz bei Marcel hatten. Die Therapie wurde mit Artesunate innerhalb von fünf Tagen erfolgreich durchgeführt. Danach ging es ihr wieder besser. Wir lernten Christian Ungruhe kennen der aus Deutschland anreiste um Marcel abzulösen. Christian war früher schon einmal ein ganzes Jahr als Volontär für die Aktion im Einsatz und kannte sich bestens aus.
l:Marcel; r:Christian
An dieser Stelle noch mal ein ganz großes DANKE an Marcel und Christian. Es war wirklich sehr nett, dass Ihr uns so selbstverständlich aufgenommen habt und wir Gäste sein durften. Die Verabschiedung von Marcel, der am kommenden Sonntag nach Deutschland zurückfliegt, viel uns nicht leicht. Bei Christian werden wir, nach unserer Rundreise durch Ghana, nochmals kurz vorbeischauen um unsere Visa für Togo, Benin und Nigeria auf den Botschaften in Accra zu besorgen. Wer Ghana besucht sollte einige Worte in der Twi Sprache kennen und vor allem seinen Namen ändern, denn jeder der mit dir spricht, fragt nach deinem Namen und deiner Adresse. Hast du hier einen ghanaischen Vornamen entsprechend den Wochentagen, hast du gleich viele Freunde. Z.B. Der am Montag geborene heißt: männlich Kwadwo oder Jojo / weiblich Adjoa oder Adzo Ich bin am Sonntag geboren und heiße "Kwesi oder Akwasi" , was aber nicht so toll ankam. Ich dachte probiers mal mit dem am Freitag geborenen, denn der heißt dann " Kofi", seitdem bin ich hier in Ghana "Kofi Freddy" und habe somit die Freude der Einheimischen auf meiner Seite. (Hängt wahrscheinlich mit Kofi Annan dem UN - Generalsekretär und oberster Dienstherr der Welt zusammen) Rita wurde am Mittwoch geboren und bekam den Zunamen "Akua". "Hi, Obruni", ruft man mir zu, "Hi Obibini" gebe ich zur Antwort und die Menschen auf dem Markt von Ashaiman spüren, ich bin einer von Ihnen, sie freuen sich, lachen und der Kontakt zu den Menschen ist hergestellt, keiner hat mehr etwas gegen Videoaufnahmen. Auch die Einkaufspreise waren fast immer die gleichen wie der der Einheimischen. ( Hi, Obruni = Hallo Weisser ! / Hi, Obibini = Hallo Schwarzer ! ) Wir machen uns Sorgen um Simba, er rührt schon den zweiten Tag sein Fressen nicht an und hat heiße Ohren, das heißt, dass er Fieber hat. Wahrscheinlich hat er beim Gassi gehen über das, als freie Toilette benutzte Freigelände, etwas Unanständiges gefressen. Wir gaben Ihm Antibiotika und fiebersenkende Medikamente und hoffen dass es besser wird.
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Fr.13. - Di.17.08. 04
Die Rabenmutter Wir starten heute eine Rundreise durch Ghana bis nach New Longoro zu Pater Otmar. Zuerst fuhren wir an den Voltasee zum Akosombo Staudamm. Im Ort selbst waren die Besuchertickets in einem Seitenbüro einer Bank für umgerechnet 5.- € zu haben (extrem teuer). Da es verboten war, Videoaufnahmen und Bilder auf dem Stauwehr zu machen, habe ich auf die Tickets verzichtet. Am Fahrzeug hat sich bei Rita eine junge Frau eingefunden die von uns 40.000.- Cedis wollte um ihr Kind, das sie auf dem Rücken trug, ins Krankenhaus zu bringen. Rita beobachtete, dass die Frau, bevor sie zu uns kam, von anderen weißen Europäern, die aus der Bank kamen, abgewiesen wurde. Ich ging auf sie zu und befühlte den hübschen kleinen Jungen, der mich mit großen weiten Augen anschaute. Er fühlte sich sehr heiß an und hatte bestimmt über 40 Grad Fieber. Ich musste handeln. Sie zeigte uns 30.000.- Cedis die sie bei sich hatte, aber es reichte nicht für eine Behandlung im Krankenhaus. Die Mutter des Kindes sprach kein englisch und ich rief ein Schulmädchen herbei die dann übersetzte. " Wo ist das nächste Krankenhaus"? fragte ich, und die Mutter zeigte dann in eine andere Richtung als das Mädchen. Wir hatten es mit einer Bettlerin zu tun, die das kranke Kind als Druckmittel benutzte. Damit waren wir überhaupt nicht einverstanden. "Wir geben dir keine 40.000.- Cedis, sondern wir fahren jetzt ins Hospital und bezahlen dir den fehlenden Betrag dazu". Wir luden Mutter, Kind und das Mädchen in unser Fahrzeug ein was ihr überhaupt nicht gefiel und fuhren zur Behandlung in das nächste Buschhospital. Es war eine kleine Baracke in der eine einheimische Ärztin die notwendigsten Behandlungen durchführen konnte. Das Kind bekam eine kalte Dusche und fiebersenkende Medikamente, ein Bluttest ergab eine starke Malariaerkrankung. Eine erste Therapie mit Artesunate folgte. Weitere Medikamente bekam die Mutter von der Ärztin, um die erforderliche Therapie in den nächsten 4 Tagen erfolgreich weterzuführen. Die Ärztin zeigte uns die Rechnung von 55.000.- Cedis. Wir gaben ihr den fehlenden Betrag von 25.000.- Cedis aber die Mutter weigerte sich ihren erbettelten Beitrag von 30.000.- Cedis herauszugeben. Und dann geschah etwas was uns sehr traurig stimmte. Die Mutter wollte den Beutel mit den lebenswichtigen Medikamenten der Medizinerin zurückgeben um ihr Geld für sich zu behalten. Die Ärztin war sehr wütend und die Mutter bekam von den einheimischen Patienten, die im Raum waren, eine angemessene Beschimpfung zu hören, Wir übernahmen die gesamten Behandlungskosten und waren geschockt, dass das Leben des Kindes der Mutter nicht einmal 3.- € wert war. Wir haben uns auch sehr gefreut, dass wir auf unserem Wege durch Ghana dieser Mutter mit Kind begegnet sind und hoffen dass das Kleinkind, dank unseres Handelns, nicht zu den 3000 Kindern gehört, die täglich in Afrika an Malaria sterben. |
Mi.18. - Sa.21.08.04
"Sorgenkind" Simba geht es immer noch nicht besser und ich dachte schon an Malaria, aber Tiere bekommen doch keine Malaria, oder doch? Wir waren uns nicht sicher, geben ihm weiterhin Antibiotika und fiebersenkenden Tabletten, getarnt in "schwäbischer Leberwurst". Zum heiligen Ort der Twi Weiter geht es nach Kumasi, die alte Ashanti-Hauptstadt und Geburtsort von Kofi Annan, dem UN - Generalsekretär und Friedensnobelpreis-Träger. 255 Km nordwestlich von Accra gelegen, ist sie auch heute noch das wichtigste kulturelle Zentrum Ghanas und mit fast 600 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Landes. Unweit des Stadtzentrums besuchten wir das Museum der Ashanti-Kultur. 30 Km südlich der Stadt erreichten wir den heiligen See der Ashantis. Für sie ist der Bosumtwi See die Heimat ihrer wichtigsten Gottheit-Twi. Dieser See, der durch einen Meteoriteneinschlag vor 1,5 Mill. Jahren entstand, ist der letzte Ort an dem die Seelen der Toten Ashantis Abschied nehmen vom irdischen Dasein. Am Ufer des Sees, der viele Legenden beherbergt können wir für zwei Tage nächtigen und die seltsamen Techniken der Fischer beobachten. Auf schmalen Bohlenbretter sitzend, paddelten die Fischer mit Händen, kleinen Holzbrettchen oder mit ihren Badeschlappen auf den See hinaus, um ihre Netze auszuwerfen. Am Abend besuchte uns der Dorflehrer Patrick Elliot Ofosu, der uns einige Geheimnise des Bosumtwi Sees erzählte.
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So.22. - Do.26.08.04
Bei Pater Otmar Gegen Abend erreichen wir New Longoro und sind bei Pater Otmar herzlich willkommen. Wir trafen auch wieder Max Hiebner, ein angehender Priester, seine Schwester Hanna und den Besuch von Max, Bernadette. Nur schade dass wir Pitt und Paddy nicht antrafen. Simba legte sich auf den kühlen Betonboden im Gemeinschaftsraum, ihm war sehr heiß und er hatte hohes Fieber. Ich fragte Otmar ob er durch seinen langen Afrikaaufenthalt wüsste, ob auch Hunde Malaria bekommen könnten. "Aber natürlich, es sind dieselben Symptome wie bei uns Menschen auch" und er erzählte von einem Hund im Dorf, der daran gestorben ist. Ich begann gleich bei Simba mit einer gewichtsentsprechenden Malaria Therapie, die ich nach 5 Tagen erfolgreich beenden konnte. Danke Otmar ! Die nächsten Tage gaben uns Einblick in die Welt eines Missionars, der sich hier im Busch Ghanas seit über 18 Jahren sehr arrangiert seinen Lebenstraum erfüllt. Seit dieser Zeit baute Pater Otmar in Ghana über 22 selbstständige Stationen auf und gründete in New Longora eine Station, die im weiten Kreis seines gleichen sucht. Außer verschiedenen kleinen eigenständigen Handwerksbuden wie Schweißerei, Schreinerei, Elektriker, Batterie-Doktor, Reifenflicker und Schneider, gründete Pater Otmar eine kleine Bank, die z.B. den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit gibt, ein Darlehen für eine Selbstständigkeit zu bekommen, wobei die Hälfte des Betrages angespart sein musste. Die Darlehenssumme wird dann in Monatsraten vom Gegenwert eines Sack Zementes zurückbezahlt. (Der Tagesverdienst eines Arbeiters beträgt hier etwa 1,5 - 2.- € am Tag !!!)
Pater Otmar Auinger
Ich durfte Pater Otmar über 4 Tage mit der Kamera begleiten. Beim morgendlichen Gottesdienst merkte man ihm seine Leidenschaft an, die ihn zum Priestertum bewog. Es war für uns etwas besonderes, dass wir daran teilnehmen durften. Bei der Kirchengemeinde stellte er uns namentlich vor und erzählte von unserer Weltreise und dass wir hier von der Dorfgemeinschaft einen Film drehen möchten, was uns im nachhinein alle Türen öffnete und wir Einblick in Familien hatte, in die normalerweise kein "Obruni" (Weisser) eintreten dürfte. Der morgendliche Gottesdienst wurde mit beeindruckenden Gesängen, Trommeln und einem Balaphon begleitet. Otmar erzählte mir, dass seine Mutter vor seiner Geburt in einem Gebet zu Gott sagte, "wenn es ein Sohn wird, dann schenke ich ihn dir"! Ein Geschenk seiner Mutter, ein wunderschöner Wandteppich, hängt als Erinnerung hinter dem Altar. Wir Besuchen im Hospital einen Nachbarn, der bei einer Fahrt durch den Busch stürzte und sein Bein sehr schwer verletzte. Pater Otmar übernimmt bei den Ärmsten die notwendigen Behandlungskosten im Hospital und sorgt für die heilenden Medikamente. Da ist "seine" Aidskranke Frau mit ihren 4 kleinen Kindern denen er mit 2 Operationen das Leben ihrer Mutter erhalten hat. Den Menschen in den Außenstationen steht Pater Otmar mit Rat und Tat zur Seite. Danke, lieber Pater Otmar für deine liebenswerte Gastfreundschaft und Aufnahme in deiner Mission. Sehr gerne erinnern wir uns an das gemeinsame Frühstück, und das abwechslungsreiche Mittag- und Abendessen. Bei einem kühlen Bier hörten wir dir sehr gern zu, wenn du aus deinen vielen Jahren in Afrika erzählt hast. Was mich sehr beeindruckte waren Otmars letzte Worte, die er mir beim Interview vor der Kamera gegeben hat, hier ein Auszug davon… ……und was das Ende meines Lebenstraums anbelangt, hoffe ich auch, dass dies in Ghana sein wird, obwohl das Altwerden in Ghana etwas beschwerlicher sein wird und die medizinische Versorgung mit Zuhause nicht zu vergleichen ist. Meine spirituellen Kinder sind hier in Ghana, die ich kenne und die mich kennen und ich hoffe dann, das Alter hier zu verbringen und hier zu sterben, weil die ganze Art und Weise wie sie am Tod eines Menschen Anteil nehmen doch hier viel lebhafter und viel schöner ist als Zuhause. Danke lieber Pater Otmar für deine offenen Worte. Die Übergabe einer DV und VHS - Videokopie zur Erinnerung an sein Lebenswerk hat ihn sehr gefreut.
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Fr.27. - Do.09.09.04
Fahrt in die Regenwaldzone Ghana war ein waldreiches Land, mehr als ein drittel der Gesamtfläche waren mit immergrünem tropischem Regenwald bedeckt. Man findet heute noch größere zusammenhängende Waldflächen im Westen des Landes in Richtung Elfenbeinküste.
Filmaufnahmen in den Baumwipfeln tropischer Urwaldriesen
Sunyani und Goaso erreichten wir auf einer löcherigen Asphaltstrasse. Dann ging es weiter auf Urwaldpiste Richtung Mim. Unterhalb abschüssiger Strassen, umgekippte LKW's die Tag und Nacht bewacht werden, damit die Ladung nicht entwendet, und die noch funktionierenden Fahrzeugteile nicht abmontiert werden. Bis die Ware von einem anderen Fahrzeug übernommen und das Fahrzeug abgeschleppt wird können 14 Tage vergehen und das Wachpersonal sitzt oft hungernd und durstend am Rande der Strasse. Wir hielten öfter an, gaben ihnen zu Essen und zu trinken, fragten nach dem Unfallhergang, machten ein Interview. Die Truck's sind nicht selten über das doppelte beladen. Reifen bis zum Stahlmantel abgefahren, Bremsanlagen total verrostet. Es sind meistens Mercedes "Rundhauber" die schon 30 - 40 Jahre unermüdlichen ihren Dienst verrichten und noch nie einen TÜV gesehen haben. Seit längerer Zeit werden uneinsichtig, hinter dichtem Gestrüpp und Urwald große Gebiete mit Edelholzbestände abgeholzt und für den Kakao- und Bananenanbau genutzt. Dabei werden nicht nur über 200 jährige Urwaldriesen gefällt, sondern auch das Urwaldumfeld mit seinem Artenreichtum unwiederbringlich vernichtet. Einzelne große Bäume werden als Schattenspender für die hitzeempfindlichen Anbaugewächse stehen gelassen. Ans Aufforsten denkt hier niemand. Wir folgten und filmten auf langem erschwertem Wege die großen schrottreifen LKW Trucks die täglich die Edelholzbestände (Mahagoni, Makore, Wawa, und Kokrodua ) abtransportierten und zum teil mit falschen Papieren auf dunklen Wegen den europäischen und vor allem den deutschen Markt erreichen. Uns kamen einige Menschen entgegen, die ich fragte, wo dieser Weg hinführt, sie sprachen nur französisch und ich wusste wir sind illegal im Nachbarland Cote d' Ivoire (Elfenbeinküste) eingereist. Ich wendete auf schmaler Urwaldpiste, dann ging es südöstlich zurück nach Asawinso. Auf dem Weg dorthin stand vor uns ein unbeladener Holztransporter, rechts eine Waldlichtung, hier lebt eine kleine Dorfgemeinschaft (Großfamilie) in etwa 10 strohgedeckten Rundhütten. Ich ging zum Fahrer, fragte ihn ob ich seine harte Arbeit auf Video aufnehmen dürfte, "natürlich, steig ein" aber im Busch musst du zuerst den Chef fragen ob du Filmaufnahmen machen kannst, "OK, mache ich". Unser Fahrzeug stellte ich auf den Dorfplatz und Rita hatte uneingeschränkten Einblick in das Familienleben im Busch. Mit tosendem Motorengeräusch ging es auf die Urwaldpiste. Hinter uns der Schlepper mit über 2 Meter hohen Ballonreifen. Jedes mal wenn wir stecken geblieben sind, gab's einen gewaltigen Schub von hinten und es ging wieder weiter. Auf einer Lichtung stapelten sich die Edelhölzer. Im Busch hörte man die Motorsägen. Ich war kaum aus dem Truck gestiegen, kam mir schon ein Mann mit fuchtelnden Händen entgegen und rief mir zu: "hier ist Filmen nicht erlaubt", es war der Chef einer Baumfällertruppe von 8 Mann. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen. Ich erklärte ihm, dass ich zuhause in Deutschland für eine große Firma arbeite, die Holzmaschinen für Afrika herstellt und ich mich für seine Arbeit sehr interessiere. Er war sichtlich erfreut, dass ich mich für seine "verantwortungsvolle" Tätigkeit interessiere und gab mir die Filmerlaubnis. Der Schlepper zog am Hacken einen Urwaldstamm durch das Unterholz, knickte dabei gewachsenes junge Stämme wie Streichhölzer, Erinnerungen an das Lied: "Mein Freund der Baum" kamen hoch. Starke Baumstämme dienten, angelehnt an den Hänger, als Rampe. Der Schlepper schob mit zuviel Schwung einen Baumstamm über die Rampe, und hätte auf der anderen Seite fast einen Arbeiter erschlagen, das ist alles normal, hier in Afrika sieht man alles nicht so eng. Als 6 große Stämme geladen waren ging's zurück auf die Hauptpiste. Dieses Mal fuhr der Schlepper voraus und nahm den Truck an den Hacken. Mit über 35 Tonnen Holzladung im Nacken dröhnte das Fahrzeug durch Busch, Kakao -und Bananenplantagen. Auf der Hauptpiste verabschiedete ich mich von Sigbou dem Fahrer und wünschte ihm auf seinem "Schrotthobel" verdammt viel Glück, auf der Fahrt ins Sägewerk, in die 250 Km entfernte Stadt Kumasi. Wir blieben noch einen Tag bei den Rundhütten und konnten das einfache und fröhliche Leben in der Dorfgemeinschaft miterleben.
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Mo.30. - Mi.01.09.04
Ghanas starke Frauen Dorfleben im Busch. Wenn zwischen drei und fünf Uhr morgens die Hähne krähen, erwacht das Dorf zu neuem Leben. In der angenehmen Luft des kühlen Morgens beginnt das Tagwerk. Wasserholen und Holzsammeln gehören zum Aufgabenbereich der Frauen. Ich bewunderte immer wieder Ihre Selbstständigkeit, Kraft, Ausdauer und Fröhlichkeit, wenn sie barfüßig mit einem Kleinkind auf dem Rücken und einer bis zu 55 Liter Wasser fassender Schüssel, auf dem Kopf balancierend, trocken über Stock und Stein den weiten Weg vom Wasserloch bis zum Dorf zurücklegten. Die Männer zieht es auf die Felder, um Yam oder Kasawa zu ernten (Große, bis zu 2 Kg schwere Wurzeln, die so ähnlich schmecken wie Kartoffeln) Die Frauen sind den ganzen Tag mit den Kindern und um die offenen Feuerstellen beschäftigt, oder sie sind auf dem Markt um irgendeine Ware, die sie selbst erzeugten, zu verkaufen. Gegen 10 Uhr beginnt das stampfende Geräusch im Dorf, wenn der überdimensionale Stößel in den Mörser fällt und das Maismehl mit Yam und kleinen Fischen zu einem Brei vermengt. Erst am Abend trifft man sich dann wieder zum gemeinschaftlichen Mahl im Innenhof der umgebenden Hütten. Lagerfeuerromantik, Strom gibt es nicht, Petroleum und Kerzenlicht nur an besonderen Tagen. Ohne die Starken und selbstbewussten Frauen geht in Ghana nichts, weder auf dem Dorf noch in der Stadt. Sie sind der tragende Mittelpunkt in der Familie wie auch in der Gesellschaft, selbst in ihrem hohen Alter gilt noch ihr Wort und ihr Rat ist gefragt. Politisch treten sie nicht in den Vordergrund sondern ziehen die Fäden ihrer männlichen Nachkommen. Ein ghanaisches Sprichwort drückt es treffend aus: " Das Huhn weiß, dass der Tag anbricht, lässt jedoch den Hahn krähen".
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Do.02.- So. 05.09.04
Die Reise zur Küste Wiawso, Ayenfuri, Tarkwa waren Ortschaften auf dem Weg an die Küste bei Axim. Wir stehen an einem traumhaften, menschenleeren und mit Kokospalmen bewachsenen weißen Sandstrand. Genauso müssen es die Seefahrer aus Europa, vor über 500 Jahren gesehen haben, als sie diesen Strand erreichten. Etwa 100 Km östlich ließen sich als erste die Portugiesen im Jahre 1482 nieder und errichteten das Fort Elmina. Weitere Stützpunkte folgten und schnell wurde das restliche Europa auf den gewinnbringenden Gold- und Sklavenhandel aufmerksam.
Das Tor ohne Wiederkehr
Bei einem Rundgang durch die Sklavenburg konnten wir erahnen, was die verschleppten Sklaven erdulden mussten, von denen nur wenige den Aufenthalt in Elmina - und noch weniger den Schiffstransport überlebt haben. Überall in dieser Region stößt man auf Zeugnisse der Kolonialzeit. Auf der Sklavenburg Cape Coast, suchen heute Afroafrikaner in einem Museum nach ihren Wurzeln und Europäer nach ihrer düsteren Vergangenheit.
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Mo.06.09.04
Malaria zum zweiten.. Wir zogen uns zurück an einen wunderschönen Sandstrand um einige Tage zu relaxen. Etwas abseits schauten wir den Netzfischern zu, die mit ihren Booten weit hinausfuhren um die Netze auszuwerfen. An langen Tauen und mit rhythmischem Gesang zogen sie dann die gefüllten Netze an den Strand. Gegen Abend klagte Rita wieder über Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und das Fieberthermometer zeigte wieder 38,8 Grad an. Uns war es klar: Malaria, innerhalb von 4 Wochen das zweite mal. Wir begannen mit Falcistat (Sulfadoxine 500mg / Pyrimethamine 25mg) eine Selbsttherapie, außer dass es Rita noch zusätzlich speiübel geworden ist hat sich nichts verändert. Wir brauchten Artesunate. Am nächsten Morgen besuchten wir vorsichtshalber das Central Hospital von Cape Coast. Dort ergab ein Bluttest dass wir mit unserer Diagnose Recht hatten.
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Mi.08.- Do. 09.09.04
Die Hauptstrasse nach Accra ist zurzeit eine einzige Baustelle und so kamen wir an diesem Spätnachmittag nicht mehr weit. Es wurde dunkel bis wir eine Möglichkeit sahen, die Hauptstrecke auf einer Piste zu verlassen. Nach einem Kilometer sah ich im Scheinwerferlicht eine Frau mit einem Kind auf dem Rücken gehen, ich fuhr langsam vorbei, grüsste und wollte fragen wohin der Weg führte, die junge Frau hat wohl noch nie einen Weißen gesehen und verschwand vor lauter Schreck im Busch. Simba bellte. Wir fuhren 2 Km weiter, sahen vor uns ein Dorf, kehrten wieder um und blieben auf halber Strecke, auf der breiten Piste stehen um hier zu nächtigen. Ich war gerade dabei Simbas Fressen aufzuwärmen, da hörte ich lautes Geschrei und nachgemachtes Hundegebell. Ein Blick aus dem Fahrzeug reichte mir um diese Situation einzuschätzen. Rita lag mit hohem Fieber im Bett und ich stellte alles was auf der Küchenplatte stand schnell auf den Boden, stieg aus, fuhr die Treppe herein, schloss ab und setzte mich startbereit ins Führerhaus. Dann kamen sie an, eine Meute von 12 Mann, bewaffnet mit Macheten und Messer. Einer hatte eine Taschenlampe und leuchtete ins Führerhaus. In diesem Moment schaltete ich die komplette Außenbeleuchtung an stieg aus und sprach sie an: " Hi Obibini, welcome"! Ich komme aus Deutschland und besuche euer schönes Land. Sie fragten nach meinem Namen: " Kofi -, Kofi Freddy gab ich dem Rädelsführer zur Antwort. Plötzlich fingen alle an zu tanzen, lachten jeder gab mir die Hand und sie stellten sich mit ihrem Namen vor, ich weiß nur noch dass auch zwei Kofis, also am Freitaggeborene, dabei waren. Sie luden mich für morgen früh ein, um uns in ihrem Dorf zu verabschieden. Ich gab ihnen das Versprechen und sie gingen wieder wie sie gekommen waren, nur, dass sie dieses Mal auf ihrem Nachhauseweg laut gelacht haben und immer wieder Simba imitierten: Wau Wau. Simba bekam anschließend sein fressen und wir hatten eine sehr ruhige Nacht. Ritas Kopfschmerzen ließen etwas nach und das Fieber senkte sich, Es war ein gutes Zeichen. Nach der versprochenen Verabschiedung im Dorf ging es schnellstens nach Ashaiman zu Christian ins Volontärshaus, wo wir wieder recht herzlich aufgenommen worden sind. Wir lernten die neuen Volontäre kennen: Uta, Johannes, Ulli und Benn. Rita war zu schwach und ausgelaugt, um diese netten jungen Leute begrüßen zu können. Sie blieb noch 2 Tage im Bett liegen und sehnte sich nur noch nach einer ausgiebigen Dusche. Mit Cola und Salzstangen brachte sie auch wieder ihr Magenproblem in den Griff. Von Tag zu Tag wurde es besser und nach dem 4. Tag konnte sie unsere gesamte Bettwäsche wieder in die sehr begehrte Waschmaschine stecken. Wir beantragten in Accra unser Visum für Togo, Benin und Nigeria Zwei Tage später konnten wir die Reisepässe mit den eingetragenen Visa wieder abholen und machten unsere Einkäufe. Unsere Gastgeber überraschten wir mit Avocados und frischen Schrimps, die wir vom Markt in Tema mitgebracht haben, dazu machte Rita am Abend eine leckeren Sauce und ein Schale voller "Neckarweihinger" Nudelsalat. Bei einem guten Star-Bier gab's dann noch so manche Geschichten zu erzählen. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns für einige Tage um am fast menschenleeren Strand von Prampram unsere Berichte zu schreiben.
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Fr.10. - Sa.25.09.04
Wie das Leben so der Sarg Auf dem Weg an den Strand von Prampram, wo wir eigentlich in Ruhe diesen Bericht schreiben wollten, sahen wir von der Hauptstrasse aus eine Open Air Schreinerei, in der Särge in vielen Formen und Variationen gebaut werden. Ich habe schon einiges gehört und gelesen von diesem außergewöhnlichen Totenkult. Nach einem kurzen Gespräch mit dem jungen Künstler war er sichtlich stolz, als ich ihn fragte ob ich ihn bei seiner Arbeit mit der Kamera begleiten darf. Er erzählte uns von seiner Arbeit, und dass er ein Schüler und Lehrling des verstorbenen Sargkünstlers Kane Kwei war. Er zeigte uns seinen Bilder Album. Da gibt es das Fischerboot, das Huhn, den Mercedes, und das Haus. Den Trinker bettet man in eine Bierflasche, den Hirten in eine Kuh und den verstorbenen Zwiebelfarmer legt man in einen Zwiebelsarg. "Ich arbeite gerade an diesem Thunfisch, dieser Sarg ist für eine Fischverkäuferin und kostet 3 Millionen Cedis ( 300.- Euro ) das entspricht einem halben Jahresverdienst eines Arbeiters. Er wird morgen gegen 16 Uhr abgeholt und anschließend beginnt die zwei Tage dauernde Totenfeier. Wenn du möchtest kannst du sicherlich mit einer großzügigen Spende diesem Begräbnisritual beiwohnen und filmisch aufzeichnen". "Ok, dann sehen wir uns morgen wieder! thank you",
So wie das Leben , so der Sarg für die 109 jährige Fischverkäuferin Gbeda Soku Kokoroko
Am nächsten Tag traf ich einen Ur Ur Enkel der Verstorbenen der diesen Sarg abholte und nach einem Gespräch einigte ich mich mit der großzügigen Spende. Über 3 Stunden dauerte die Fahrt zum Familien-Clan. Es war ein herrliches Anwesen, mit Stroh bedeckten Hütten, im Schatten vieler Kokospalmen. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen und vom Ältestenrat herzlich begrüßt. Eine Frau der Familie brachte uns zwei Tücher. Unsere Oberkörper sollten wir frei machen und das Tuch um die Hüfte wickeln, Schuhe werden ausgezogen, so wie es der Clan bei einem Begräbnis vorgibt. Unter lautem Gejohle und Klatschen wurden wir dann als Ehrengäste in diesem Clan aufgenommen. ( Für ganz neugierige: Rita schlug das Tuch über ihren BH ) Es versammelten sich immer mehr Menschen und im Rhythmus der Trommeln begannen die Frauen im Innenhof zu singen und zu tanzen. Die Enkel - Töchter der verstorbene richteten hinter einem Vorhang den Leichnam auf, den man dann am frühen Morgen ab 8 Uhr, auf einem Stuhl sitzend, in aller Ruhe betrachten und von ihm Abschied nehmen kann. Um die Totengötter zu beschwören trinkt man reichlich Alkohol und als Trankopfer wird eine Flasche Palmschnaps herumgereicht. Hinter einer Mauer steigt Qualm auf, es stinkt nach verbrannten Haaren und Horn. Ich dachte, endlich kümmert sich jemand um den Ziegenbraten, denn da wird auch das Fell verbrannt. Ich laufe zur Feuerstelle und werde aufgehalten: "Tabu-Zone" heißt es und ich akzeptierte mit einem "I'm very sorry about it". Nur die ältesten Frauen die der Toten am nächsten stehen, dürfen diesen Bereich betreten, denn hinter der Mauer werden die gezogenen Fingernägel und Haare der Toten verbrannt um die Seele den Göttern näher zu bringen. Gegen 2 Uhr Morgens dann der erste Höhepunkt. Die Trommeln werden lauter und viele Frauen und Mädchen tanzen wie im Trance an dem verdeckten "Totenzimmer" im Innenhof vorbei. Manche Mädchen fallen in Extasse, sie wälzen sich verzerrt auf dem Sandboden, schreien bis sie ohnmächtig von anderen Frauen in eine Hütte getragen werden. Nach einer kalten Eimerdusche tanzten sie sich wieder in den nächsten Rausch. Erst in der Morgendämmerung kehrt eine Ruhepause ein. Im fahlen Licht des Morgens liegen die Frauen erschöpft am Boden. Auf den Bänken liegen mit nackten Oberkörpern die alkoholisierten Männer. Allmählich verstummen auch die Trommeln. Pünktlich um acht Uhr beginnen einige Frauen wieder ihren rhythmischen Gesang. Der Vorhang, hinterder die Verstorbene auf einem Stuhl sitzend aufgebahrt wurde, wird geöffnet.
Der aufgebahrte Leichnam
Einige Männer (Ur Ur Enkel) bringen den Sarg und stellen ihn rechts neben die Verstorbene. Jetzt beginnt der eigentliche Höhepunkt des Festes, das Wehklagen. Zu hunderten gehen sie am Schrein der Toten vorüber, Klagen, Schreien und Weinen still. Es hat mich sehr stark emotional bewegt. Trauer, Wut und Verzweiflung über den Tod treibt die Menschen wieder in Trance. Die Trommler haben sich jetzt auf dem Außenhof unter einem Palmdach platziert und sind verstärkt besetzt. Es kommen immer mehr Menschen, nehmen Abschied von der Ältesten des Clans. Spenden Geld. Draußen im Außenhof fließt das Trankopfer. Einige Flaschen Palmschnaps machen die Runde, Lebensgeister werden geweckt. Jetzt tanzen Frauen und Männer wild durcheinander. Rita meinte, dass diese zuckenden und Händeflatternden Tanzbewegungen wahrscheinlich Ursprung unseres " Ententanzes" waren. Sie hatte wohl Recht. Es ist Spätnachmittag, der Vorhang fällt, und Gbeda Soku Kokoroko wird von den Ur-Töchtern in den Thunfisch umgebettet, der mit weißem Seidenstoff ausgelegt war. Die Trauer des Clans hat ihren Höhepunkt erreicht. Einige Männer mit nacktem, glänzendem Oberkörpern tragen den Fischsarg in den Außenhof, die Trommler geben ihr letztes. Jetzt will jeder den Totenschrein noch einmal berühren, Abschied nehmen. Hunderte von Menschen grölen und der Sarg wandert über ihre Köpfe in die Richtung der Gruft, die am Rande des Außenhofes ausgehoben und ausgemauert wurde. Mit zusammengebundenen Tücher, die um den Sarg gelegt wurden, wird er in die etwa 2 Meter tiefe Gruft abgelassen. Die Trommeln werden ein letztes Mal geschlagen und mit der ersten Sandschaufel erlischt das Leben im Dorf. Der Clan zieht sich zurück und die Menschen gehen, ohne Abschied zu nehmen in alle Richtungen nach Hause, so wie sie gekommen sind. Wir blieben noch eine Nacht und fuhren am nächsten Morgen, nachdem wir vom gesamten Clan herzlich verabschiedet wurden, zurück an den menschenleeren Strand von Prampram an dem ich jetzt verspätet unseren Reisebericht niedergeschrieben habe. Wir besuchten nochmals für 3 Tage das Volontärshaus "Lichtblicke" in Ashaiman und konnten uns für die Weiterreise vorbereiten. An dieser Stelle möchten wir Uta, Christian, Johannes, Benedikt, und Ulli von Herzen danken, für die außergewöhnliche Gastfreundschaft. Kontaktadresse: Pater Lienhard Haus Overbach, 52428 Jülich. www.aktion-lichtblicke.de
v.l.n.r: Ulli. Benedikt, Uta, Johannes, Christian
Unsere Reise setzen wir nun fort über Togo, Benin, Nigeria nach Kamerun, wo wir wieder etwas länger verweilen wollen. Über Nigeria haben wir nichts Gutes gehört und wird für uns kein einfaches Reiseland werden. Auf Hundert Kilometer gibt es über 40 !!! Polizeikontrollen und Weiße werden immer angehalten und nach "something" gefragt. Wir werden über Pisten fahren, bei Farmern und Missionen übernachten und freuen uns auf neue abenteuerliche Erlebnisse. Bis zu unserem nächsten Reisebericht. Grüßen euch alle von Herzen Rita, Travelfreddy und Simba. Ghana, das Land mit alter Kultur, Tradition und Geschichte hat uns fasziniert. "Ghana, das Land des Goldes" so nannten die Portugiesen das Land im 15. Jahrhundert, das sie auf ihren Reisen über die Ozeane entdeckten. Auf unserer Reise war es ein wunderschönes Land das geprägt wurde von Savanne, Dschungel und tosender Brandung. Aber was währe ein Land ohne die Menschen. Unvergesslich bleiben uns die Einblick ins dörfliche Leben, in ihre Traditionen. Wir würden sagen: "Ghana, das Land der stolzen und fröhlichen Menschen" |